Die Finanzkrise legt nahe, dass eine staatliche
Regulierung der Eigenkapitalanforderungen für Banken unerlässlich ist. Es muss endlich
für eine deutliche Erhöhung der Eigenkapitalfinanzierung der Banken gesorgt
werden. Doch die „systemrelevant“ geltenden Banken profitieren nach wie vor von
impliziten Garantien.
Paul
De Grauwe und Yuemei Ji deuten in
einer heute vorgelegten Studie („Strong
Government, Weak Banks“) auf die Verzerrungen, die von staatlichen
Garantien und Subventionen ausgehen, hin. Die Banken verfügen in Europa noch
immer über zu wenig Eigenkapital.
Der Eigenkapitalanteil der europäischen Banken belief
sich 2013 auf nur 7,6% der gesamten
Aktiva. Bemerkenswert ist die Dichotomie im Euro-Raum:
Während die Banken im Kern der EU über einen sehr
niedrigen Eigenkapitalanteil von 5%
oder weniger verfügen, beträgt der Eigenkapitalanteil der Banken in der
Peripherie der EU mehr als 10%.
Warum? Weil in Nordeuropa die Rendite der
Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit deutlich niedriger ist als die Rendite
der entsprechenden Staatsanleihen in Südeuropa. Das schafft eine Art "Moral
Hazard"-Problem. Die Banken im Norden fühlen sich von den Regierungen gestützt.
De Grauwe und Ji zeigen auf, dass es eine wesentlich
positive Relation gibt: Banken in den EU-Ländern mit niedrigen Renditen der
Staatsanleihen haben wenig Eigenkapital. Banken in den EU-Ländern mit hohen
Renditen der Staatsanleihen haben viel Eigenkapital. Die Variation des
Eigenkapitalanteils (equity ratio)
lässt sich auf diese Weise zu 50%
erklären, wie in der zweiten Abbildung zu sehen ist.
2012: Eigenkapital + Reserven im Verhältnis zu
Bilanzsumme, Graph: Paul De Grauwe
und Yuemei Ji in: “Strong Government, Weak Banks“
Interessant ist, dass die Aufteilung des
Eigenkapitalanteils zwischen dem Kern und der Peripherie der EU vor der
Finanzkrise nicht wesentlich auseinander lag.
2012 haben die Banken in Südeuropa den Anteil ihres
Eigenkapitals im Durchschnitt auf 10,5% erhöht. Die Banken in Nordeuropa
hingegen haben ihren Eigenkapitalanteil im Gefühl, durch ihre Regierungen geschützt
zu werden, auf 5,1% reduziert.
Das Paradox ist, dass finanziell besser stehenden
Regierungen in Nordeuropa fragile Banken züchten, halten De Grauwe und Ji fest.
In Südeuropa hingegen passiert genau das Gegenteil. Da die Regierungen
finanziell angeschlagen sind, bemühen sich die Banken auf eigene Faust, da sie
weniger Anreize (durch die öffentliche Hand) haben, den Eigenkapitalanteil zu
erhöhen, um für die eigene Sicherheit und Solidität zu sorgen.
Das Ergebnis ist, dass die Banken in Griechenland heute tendenziell mit
weniger Schulden und mehr Eigenkapital arbeiten als die Banken in Deutschland, die mehr Schulden haben
und weniger Eigenkapital halten.
Eigenkapital + Reserven im Verhältnis zu Bilanzsumme
und Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Paul De Grauwe und Yuemei Ji in: “Strong Government, Weak Banks“
Auf der y-Achse ist der EK-Anteil aufgetragen, während auf der x-Achse die Rendite der Staatsanleihen abgebildet sind.
Fazit: Die Eigenkapitalanforderungen sollten deutlich besser gehandhabt werden als nach Basel III vorgesehen ist.
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