„Normalisierung“ ist das Wort, das die geldpolitischen Entscheidungsträger oft verwenden. Was ist aber, wenn die Welt, in der wir in den vergangenen fünf Jahren leben, die neue Normalität ist? Was ist, wenn die Depression-ähnlichen Bedingungen sich festfahren, nicht für ein oder zwei Jahre, sondern für Jahrzehnte?
Das ist die Frage, die Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne
(„A Permanent Slump?“) am Montag in NYTimes aufwirft.
Larry Summers hat auf der IWF Research Conference neulich auf die Gefahr einer „Japan-ähnlichen Generation
von langanhaltender Stagnation“ hingedeutet.
Solche Überlegungen werden im
Grunde genommen in erster Linie mit radikalen Randgruppen in Verbindung
gebracht. Das Argument stammt aber von Summers. Wenn Summers damit Recht hat,
dann liegen alle ansehliche Ökonomen falsch, was sie über die Wirtschaftspolitik
sagen, unterstreicht Krugman bewundernd.
Wir haben eine Wirtschaft, wo der
normale Zustand eine unzureichende Nachfrage ist, zumindest eine milde
Depression und welche sich nur dann in Richtung Vollbeschäftigung nähert, wenn
sie von Blasen getragen wird, so Krugman.
Warum? Eine Antwort lautet Verlangsamung
des Bevölkerungswachstums. Eine wachsende Bevölkerung schafft Nachfrage nach
neuen Häusern, neuen Bürogebäuden, und so weiter. Wenn das Wachstum abnimmt,
fällt auch die Nachfrage zurück.
Ein weiterer wichtiger Faktor
sind anhaltende Defizite im Aussenhandel, was sich in den 1980er Jahren
einsetzte und seither schwankt, aber nie weggeht.
Verschuldung der privaten Haushalte (US) im Vergleich zum
BIP, Graph: Prof. Paul Krugman
Warum ist das Ganze aber von
Bedeutung?
Eine Antwort ist, dass die
Zentralbanken damit aufhören sollen, von „Exit-Strategien“ zu reden. Lockere Geldpolitik
(easy money) sollte für eine lange
Zeit bestehen bleiben. Das wiederum bedeutet, dass wir uns die
Schauergeschichten über die Staatsverschuldung abschminken können, die i.d.R.
so lauten: „Es mag heute kein Problem darstellen. Aber warten Sie nur, bis die
Zinsen steigen“.
Ganz allgemein, wenn die
Wirtschaft eine anhaltende Tendenz in Richtung Depression hat, dann gelten die Spiegel-Regeln
von depression economics. Das heisst,
dass die Versuche, mehr zu sparen, und
Haushaltsdefizite zu senken, die Sache schlimmer machen; jedem geht es
schlechter als zuvor, und zwar für eine lange Zeit, erklärt Krugman.
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