Montag, 18. November 2013

Ist langanhaltende Stagnation neue Normalität?

„Normalisierung“ ist das Wort, das die geldpolitischen Entscheidungsträger oft verwenden. Was ist aber, wenn die Welt, in der wir in den vergangenen fünf Jahren leben, die neue Normalität ist? Was ist, wenn die Depression-ähnlichen Bedingungen sich festfahren, nicht für ein oder zwei Jahre, sondern für Jahrzehnte?

Das ist die Frage, die Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („A Permanent Slump?“) am Montag in NYTimes aufwirft.

Larry Summers hat auf der IWF Research Conference neulich auf die Gefahr einer „Japan-ähnlichen Generation von langanhaltender Stagnation“ hingedeutet.

Solche Überlegungen werden im Grunde genommen in erster Linie mit radikalen Randgruppen in Verbindung gebracht. Das Argument stammt aber von Summers. Wenn Summers damit Recht hat, dann liegen alle ansehliche Ökonomen falsch, was sie über die Wirtschaftspolitik sagen, unterstreicht Krugman bewundernd.

Wir haben eine Wirtschaft, wo der normale Zustand eine unzureichende Nachfrage ist, zumindest eine milde Depression und welche sich nur dann in Richtung Vollbeschäftigung nähert, wenn sie von Blasen getragen wird, so Krugman.

Warum? Eine Antwort lautet Verlangsamung des Bevölkerungswachstums. Eine wachsende Bevölkerung schafft Nachfrage nach neuen Häusern, neuen Bürogebäuden, und so weiter. Wenn das Wachstum abnimmt, fällt auch die Nachfrage zurück.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind anhaltende Defizite im Aussenhandel, was sich in den 1980er Jahren einsetzte und seither schwankt, aber nie weggeht.



Verschuldung der privaten Haushalte (US) im Vergleich zum BIP, GraphProf. Paul Krugman

Warum ist das Ganze aber von Bedeutung?

Eine Antwort ist, dass die Zentralbanken damit aufhören sollen, von „Exit-Strategien“ zu reden. Lockere Geldpolitik (easy money) sollte für eine lange Zeit bestehen bleiben. Das wiederum bedeutet, dass wir uns die Schauergeschichten über die Staatsverschuldung abschminken können, die i.d.R. so lauten: „Es mag heute kein Problem darstellen. Aber warten Sie nur, bis die Zinsen steigen“.

Ganz allgemein, wenn die Wirtschaft eine anhaltende Tendenz in Richtung Depression hat, dann gelten die Spiegel-Regeln von depression economics. Das heisst,  dass die Versuche, mehr zu sparen, und Haushaltsdefizite zu senken, die Sache schlimmer machen; jedem geht es schlechter als zuvor, und zwar für eine lange Zeit, erklärt Krugman.



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