Die Finanzkrise, die die Great Recession ausgelöst hat, ist per Definition vor vier Jahren zu Ende gegangen. Dennoch bleibt die Depression auf beiden Seiten des Atlantiks bestehen, mit schweren Folgen für Millionen von Menschen.
Die makrokonomischen
Ungleichgewichte rücken vor diesem Hintergrund immer mehr ins Zentrum der
öffentlichen Debatte. Die anhaltend hohen Leistungsbilanzüberschüsse Deutschland stehen besonders geprägt in
der Kritik. Die EU-Kommission hat inzwischen
sogar eine Prüfung der deutschen
Aussenhandelspolitik angekündigt.
Deutschland reagiert auf die
Kritik aus dem Ausland empört, zumal Berlin wegen der Abhör-Affäre im Vorfeld bereits gereizt
war. „Wir sind ein starkes Exportland und stolz darauf“, antworten Politiker darauf. Der
Sachverständigenrat nimmt zum Leistungsbilanzsaldo im Gutachen vom 13. November
2013 nicht einmal direkt Stellung.
Die Bundesregierung hat bereits
im November 2011 die EU-Kommission aufgefordert, bei der Beurteilung von
makroökonomischen Ungleichgewichten die Überschussländer zu ignorieren. Begründung:
Der Rest der Eurozone soll seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Das ist aber
nicht möglich, weil Wettbewerbsfähigkeit ein relatives Konzept ist. Die Ausgaben des
einen sind die Einahmen des anderen. Deutschland hat gewaltige Überschüsse und
die Peripherie gewaltige Defizite. Das kann nicht funktionieren.
Die Unternehmer denken einzelwirtschaftlich.
Das ist in Ordnung. Das einzelwirtschaftliche Denken ist aber für die
Gesamtheit falsch. Der Wettbewerb unter Nationen hat nichts mit dem sinnvollen Wettbewerb unter
Unternehmen zu tun, wie Heiner Flassbeck
argumentiert. Das Rattenrennen der Nationen (rat race) kann nur schaden.
Die Weltwirtschaft ist keine
Sportveranstaltung. In der Wirtschaft geht es um Produktion, Tausch und Konsum,
wie Anat Admati und Martin Hellwig im unbedingt lesenswerten
Buch „Des Bankers Neue Kleider“ erklären. Der Eindruck, den die Politiker
hinterlassen, als ob die Länder im Wettbewerb mit anderen stehen würde, ist
falsch. Die entscheidende Frage ist, ob die Ressourcen (v.a. die Menschen und
ihre Arbeit) auf möglichst produktive Weise eingesetzt werden. Im Kapitel 12
des oben zitierten Buches wird sachlich aufgezeigt, warum die Vorstellung, sich auf Exporterfolge stolz zu zeigen, grundsätzlich
fehlerhaft ist.
Deutschland exportiert unglaublich
viel und bleibt auf dem Geld sitzen. Die Netto-Investitionen des deutschen Staates sind derzeit negativ. Es sind im
Übrigen v.a. die grossen Unternehmen, die von dem fehlgeleiteten
merkantilistischen deutschen Wirtschaftsmodell profitieren.
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