Die Inflation ist in der Europäischen Währungsunion (EWU) im Oktober wesentlich schneller als erwartet in eine Deflation Gefahrenzone gerutscht.
Die europäische Wirtschaft steckt
nach wie vor im Sparparadoxon (paradox of thrift), wo eher der Konsumverzicht ein soziales Übel
ist, als Mehrausgaben. Die erhöhten Sparwünsche der privaten Haushalte und der
öffentlichen Hand bedeuten für Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage.
In einer unterbeschäfttigten
Volkswirtschaft werden Investitionen zurückgehalten. Die Produktionslücke (output gap) bleibt weit geöffnet. Das gesamtwirtschaftliche
Einkommen sinkt, zumal in der Peripherie im Sog der Austeritätspolitik zur Zeit
eine sinnlose interne Abwertung (internal
devaluation) stattfindet.
Volkswirtschaften mit Deflation
weisen relativ hohe Realzinsen auf. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (monetary velocity) verringert sich. Und
die Nachfrage nach Cash nimmt zu, schreiben Hans Redeker und James Lord, Morgan Stanley in einer am Donnerstag
vorgelegten Forschungsarbeit.
Inflation in der EWU in Deflation
Gefahrenzone, Graph: Morgan Stanley
Da die Debatte über Zinssenkung wieder
in den Fokus gerät, muss die EZB das alles zur Kenntniss nehmen. Um den
Wechselkurs der Gemeinschaftswährung zu schwächen, müsste sowohl der Refi-Satz
als auch der Satz für Einlagefazilität gesenkt werden. Es kommt im Grunde
genommen auf den EONIA-Satz an. Der Tagesgeldsatz, zu dem die Banken einander
über Nacht (over night) Geld (unbesichert)
leihen, müsste fallen.
Im Übrigen haben Ökonomen mit Weitsicht wie z.B. Heiner Flassbeck bereits vor einigen Jahren davor gewarnt, dass es zu Deflation
kommen werde, wenn alle Länder in Europa versuchen, ihre Wirtschaftsprobleme
über Lohnsenkungen zu lösen.
Das Schlimmste ist, dass die deutsche Regierung nach wie vor hemmungslos auf einer „Germanisierung“ der Wirtschaftspolitik in der EWU besteht.
Das deutsche Finanzministerium sieht in einer ersten
Reaktion auf den kritischen Bericht des US-Schatzamtes im Überschuss ein Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen Wirtschaft. Die volkswirtschaftliche grundlegende Identität
Leistungsbilanz = Ersparnisse – Investitionen
scheint die deutsche Regierung nicht zu kümmern.
In einer Welt, wo es einen Überfluss an Ersparnissen gibt, macht
jemand, der beschliesst, weniger auszugeben und mehr zu sparen, die ganze Welt
ärmer,wie Paul Krugman in seinem Blog festhält.
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