Samstag, 2. November 2013

Die Europäische Währungsunion in Deflationsgefahr

Die Inflation ist in der Europäischen Währungsunion (EWU) im Oktober wesentlich schneller als erwartet in eine Deflation Gefahrenzone gerutscht.

Die europäische Wirtschaft steckt nach wie vor im Sparparadoxon (paradox of thrift), wo eher der Konsumverzicht ein soziales Übel ist, als Mehrausgaben. Die erhöhten Sparwünsche der privaten Haushalte und der öffentlichen Hand bedeuten für Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage.

In einer unterbeschäfttigten Volkswirtschaft werden Investitionen zurückgehalten. Die Produktionslücke (output gap) bleibt weit geöffnet. Das gesamtwirtschaftliche Einkommen sinkt, zumal in der Peripherie im Sog der Austeritätspolitik zur Zeit eine sinnlose interne Abwertung (internal devaluation) stattfindet.

Volkswirtschaften mit Deflation weisen relativ hohe Realzinsen auf. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (monetary velocity) verringert sich. Und die Nachfrage nach Cash nimmt zu, schreiben Hans Redeker und James Lord, Morgan Stanley in einer am Donnerstag vorgelegten Forschungsarbeit.



Inflation in der EWU in Deflation Gefahrenzone, Graph: Morgan Stanley

Da die Debatte über Zinssenkung wieder in den Fokus gerät, muss die EZB das alles zur Kenntniss nehmen. Um den Wechselkurs der Gemeinschaftswährung zu schwächen, müsste sowohl der Refi-Satz als auch der Satz für Einlagefazilität gesenkt werden. Es kommt im Grunde genommen auf den EONIA-Satz an. Der Tagesgeldsatz, zu dem die Banken einander über Nacht (over night) Geld (unbesichert) leihen, müsste fallen.

Im Übrigen haben Ökonomen mit Weitsicht wie z.B. Heiner Flassbeck bereits vor einigen Jahren davor gewarnt, dass es zu Deflation kommen werde, wenn alle Länder in Europa versuchen, ihre Wirtschaftsprobleme über Lohnsenkungen zu lösen.

Das Schlimmste ist, dass die deutsche Regierung nach wie vor hemmungslos auf einer „Germanisierung“ der Wirtschaftspolitik in der EWU besteht.

Das deutsche Finanzministerium sieht in einer ersten Reaktion auf den kritischen Bericht des US-Schatzamtes im Überschuss ein Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Die volkswirtschaftliche grundlegende Identität

Leistungsbilanz = Ersparnisse – Investitionen

scheint die deutsche Regierung nicht zu kümmern.

In einer Welt, wo es einen Überfluss an Ersparnissen gibt, macht jemand, der beschliesst, weniger auszugeben und mehr zu sparen, die ganze Welt ärmer,wie Paul Krugman in seinem Blog festhält.


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