Die neue Fed-Präsidentin Janet Yellen hält es nicht für notwendig, mit der Geldpolitik Spekulationsblasen zu
bekämpfen.
Da der Wirtschaftsnobelpreis 2013 an drei Ökonomen
verliehen wurde, die sich mit der empirischen Modellierung der Preise von
Vermögenswerten befassen, macht das Thema „bubble“ wieder die Runde.
Eugene
Fama, der Verfechter der EMT (efficient
market theory) sagt, dass er nicht wirklich verstehe, was bubbles sind oder
wie bubbles existieren können, obwohl gerade 2008 die Immobilien- und
Kredit-Märkte in die Luft gegangen sind und die globale Wirtschaft darunter
leidet. Robert Shiller hingegen
erklärt in zahlreichen Forschungspapieren, wie bubbles entstehen und was genau dahinter
steckt.
Gavyn
Davies fasst in einem lesenswerten Artikel („The Nobel Laureates on equity bubbles”) in FT die
Standpunkte der zwei Kontrahenten kurz zusammen:
Fama erkennt an,
dass es eine von Ökonomen weithin akzeptierte Definition von einer „Blase“ gibt,
was bedeutet, dass die Preise von Vermögenswerten sich von einer durch
Fundamentaldaten gerechtfertigten Ebene entfernen.
Für den Aktienmarkt ist der Preis beispielsweise durch
die Fundamentaldaten gerechtfertigt, gestützt auf den erwarteten zukünftigen
Fluss der Dividendenzahlungen abgezinst um den erforderlichen künftigen Ertrag
des Vermögenswertes, wobei der erforderliche Ertrag dem risikolosen Zinssatz (risk free rate) + Risikoprämie für
Aktien entspricht. Daraus folgt, dass ein Anstieg des erwarteten Stroms an
Dividenden den Aktienkurs erhöht, während ein Anstieg des erforderlichen
Ertrags den Aktienkurs senkt.
Shiller zeigt auf,
dass die Preise von Vermögenswerten, v.a. von Aktien und Immobilienpreisen,
deutlich volatiler sind, als dass sie durch Schwankungen des künftigen Stroms
von Dividenden und Mietzinsen erklärt werden können. Das bedeutet v.a., dass sich
die grossen Schwankungen der Preise von Vermögenswerten, die als bubble genannt werden könnten, aus
Veränderungen in der Risikoprämie (oder einem Rest-Faktor, der nicht
identifiziert ist) ergeben. Genau hier unterscheiden sich Fama und Shiller im
Hinblick auf die Wahrnehmung von Spekulationsblasen.
Fama denkt grundsätzlich, dass die meisten
Veränderungen der Preise für Vermögenswerte durch die Veränderungen in der
Risikobereitschaft bestimmt werden. Wenn die Risikobereitschaft hoch ist, ist
die künftige Rendite niedrig, sodass die Risikoprämie für Aktien niedrig ist.
Nach Famas Ansatz ist der Markt fast immer im
Gleichgewicht, da zu jeder Zeit Risikobereitschaft vorherrscht, auch wenn die
Märkte stärker schwanken als durch die Fundamentaldaten gerechtfertigt ist. Es
gibt also keine Irrationalität, keine Gelegenheit, den „Markt zu schlagen“. Die
Fed hat daher keinen Anlass, durch Intervention gegen eine Blase vorzugehen.
Shillers Ansatz ist unterschiedlich. Der an der Yale University lehrende
Wirtschaftsprofessor betrachtet es als unwahrscheinlich, dass die
Risikobereitschaft an den Finanzmärkten sich in einer Weise ändert, was durch
die Überreaktion von Aktien und Immobilienpreisen auf die massgeblichen
wirtschaftlichen Fundamentaldaten erklärt werden kann. Shiller hat als die
erste Person darauf hingewiesen, dass es sich dabei um ein grosses Problem der
effizienten Märkte handelt. Er geht davon aus, dass dahinter verhaltensbedingte
Faktoren stehen müssen, einschliesslich der Möglichkeit der irrationalen Blasen
in den Preisen von Vermögenswerten.
John
Cochrane von der Chicago University,
Schwiegersohn von Fama, bemerkt, dass es der empirischen Forschung bisher eindeutig
nicht gelungen sei, ob Fama oder Shiller Recht habe. Aber er liegt damit
falsch. Die jüngste Forschung unterstützt nämlich Shillers Interpretation.
Entscheidend ist, was Investoren über ihre Erwartungen
an zukünftige Erträge in verschiedenen Phasen des Zykluses sagen. Fama erklärt,
dass die Investoren über künftige Erträge pessimistisch sein sollten, wenn die
Preise hoch sind, und optimistisch, wenn die Preise niedrig sind. Shiller
hingegen erwartet, dass die Investoren auf dem Höhepunkt des Marktes bullish werden
und umgekehrt.
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