Dienstag, 8. Oktober 2013

Deflationäre Tendenz in der Eurozone

Die EU-Bankenaufsicht EBA plant laut einem Bericht von FT, die Banken, die auf Notenbankkredit angewiesen sind, zu bestrafen. Wie es im Einzelnen aussieht, steht nicht fest. Das ist dennoch eine überraschende Entwicklung, zumal die Euro-Zone zur Zeit in einer deflationären Depression steckt.

Die Frage ist, warum die Banken sich in erster Linie so viel Geld bei der EZB geliehen haben? Die Antwort: Weil das Interbankengeschäft zm Erliegen gekommen war. Warum? Weil die Banken sich aneinander nicht vertrauen.

Im Handel heute vormittag ist es in einer ersten Reaktion zum Verkauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit gekommen. Die Preise sind gesunken. Die Renditen sind gestiegen.

Ferner: Was auffällt, ist, dass die Banken trotz der regen Inanspruchnahme von LTRO kaum Kredite vergeben. Die Kreditvergabe (der Treiber der gesamten Geldmenge) ist im Euro-Raum zuletzt in einem schnelleren Tempo im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft: Minus 1,6%.

Das reale Problem im Euro-Raum ist, dass das gemeinsam festgelegte Inflationsziel unterboten wird. Die aktuelle Inflationsrate verläuft nämlich seit einigen Monaten deutlich unter der Zielinflationsrate von 2% der EZB. Trotzdem  hört man in der EU immer noch viel Kritik durch einige Politiker und Mainstream-Ökonomen an der akkommodierenden  Geldpolitik der EZB.




Banken und ihre Abhängigkeit von der EZB-Finanzierung im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley, Oct 1, 2013


Wo ein Prozess des Schuldenabbaus (deleveraging) stattfindet, und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aufgrund der schwachen Einkommensentwicklung (internal devaluation) angeschlagen ist, kann keine Inflationsgefahr entstehen.



Kreditvergabe an den Privatsektor im Euro-Raum ist rückgängig, Graph: Morgan Stanley

Wenn man bedenkt, dass es in Italien im Oktober 2013 und in Frankreich im Januar 2014 Mehrwertsteuer-Erhöhungen gibt und auch in Spanien Strompreiserhöhungen im Anfang des kommenden Jahres bevorstehen, dürfte das Debt-Deflation-Dynamik etwas mehr an Fahrt gewinnen.

Wird in der Politik und den Mainstream-Medien ständig über eine Inflationsgefahr geredet, wo es keine gibt, fangen Privatleute an, mehr zu sparen. Während die Einkommenserwartungen sich in einer angeschlagenen Wirtschaft allmählich vermindern, halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück. So wird die Erholung der Konjunktur abgewürgt.



Inflation im Euro-Raum: Der Abwärtsdruck auf die Preise scheint sich fortzusetzen, Graph: Morgan Stanley


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