Montag, 21. Oktober 2013

Was ist Inflation Risk Premium?

Wenn die nominalen Zinsen nahe Nullgrenze (zero lower bound) liegen, führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einem Anstieg der Inflation. Da die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, löst die Vorausgabung von öffentlichen Haushaltesmitteln (deficit spending) in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft (depression) nicht einen Anstieg der Zinsen aus.

Sparen fördert in einem solchen Marktumfeld Investieren nicht. Ganz im Gegenteil: Wenn private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand in Zeiten wirtschaftlicher Depression sparen, fallen die Investitionen. Und die bereits gebeutelte Konjunktur wird zusätzlich belastet. Im Angesichts des gesamtwirtschaftlichen Nachfrageausfalls ist daher nicht mit Inflation zu rechnen. Ohne hohe Nachfrage und ohne hohe Kosten gibt es keine Inflation.

Im Euro-Raum ist die jährliche Inflation im September auf 1,1% gefallen. Die Inflationszielrate (2%) der EZB wird damit seit sechs Monaten regelrecht unterboten. Dennoch kommt Inflation in Europa auch heute nicht weg von Schlagzeilen, wohl als Ausdruck der wirtschaftlichen Weltanschauung.

Wie lassen sich aber Inflation Tail Risks (das Risiko extremer Verluste) messen? Es gibt dazu hauptsächlich zwei Methoden: (1) Inflation Options Markets, und (2) TIPS Markets.



Inflation Risk Premium, Graph: Tiffany Wilding, Morgan Stanley


Da die Inflation-Optionen “nach Vereinbarung” und im Allgemeinen nicht über elektronische Plattformen gehandelt werden, wird dieser Markt für Inflation Optionen als „nicht flüssig“ betrachtet. Aufgrund der relativen Illiquidität ziehen die Analysten es vor, den Markt für US-TIPS (inflationsgeschützte US-Staatsanleihen) als Indikation für Inflation und Deflation Tail Risks zu verwenden.

Inflation Tail Risks können aber im Gegensatz zu Deflation nicht einfach direkt beobachtet werden. Daher wenden sich Investoren an Messwerte für die sog. Inflation Risk Premium, die sich auf den Markt und spezielle Modelle beziehen, um sich ein Bild über die Wahrnehmung von Inflation Tail Risks zu machen.

Inflationsrisikoprämie ist der theoretische Wert, den die Investoren zu zahlen bereit sind, um Inflationsschutz zu bekommen, welcher über ihre „wahren“ Inflationserwartungen liegt. Steigt die Wahrscheinlichkeit von hohen Inflationserwartungen, steigt auch der Wert der Inflationsrisikoprämie.

Es gibt traditonell drei grosse Methoden, die eingesetzt werden, um die Inflationsrisikoprämie zu berechnen. (a) Schätzung der Verteilung der Inflation aufgrund von realen und nominalen Laufzeitprämie (term premium)-Modellen. (b) Schätzung der Inflationrisikoprämie durch einen Vergleich der TIPS-Breakeven Werten mit auf Umfrage basierenden längerfristigen Inflationserwartungen. Der Uni Michigan Verbrauchervertrauen- Index beispielsweis umfasst auch Daten für Inflationserwartungen (5 und 10 Jahre) und (c) Schätzung der Inflationsrisikoprämie durch einen Vergleich der Spreads von 5y5y und 10y10y Forwards.

Tifanny Wilding von Morgan Stanley zeigt in einem kürzlich vorgelegten Research-Paper gestützt auf die zweite Methode, die von Analysten bevorzugt gehandhabt wird, auf, dass die Inflationsrisikoprämie zur Zeit minus 45 Basispunkte beträgt. Das negative Vorzeichen deutet darauf hin, dass die Investoren Inflationsschutz geniessen, über ihre Erwartungen hinaus. Das aktuelle Niveau der Inflationsrisikoprämie ist m.a.W. recht niedrig.

Fazit: Die Inflationsprämie bleibt im Grund genommen seit Mitte der 1990er Jahre relativ niedrig (negativ) und stabil.




Inflation Risk Premium, Graph: Tiffany Wilding, Morgan Stanley

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