Dienstag, 22. Oktober 2013

Staatsanleihen: China-USA-Japan

Am Anfang steht die Frage, ob in einem Land, welches über eigene Währung verfügt und die Geldpolitik selbst gestalten kann, eine Krise à la Griechenland möglich ist.

Nun ein Schwenk zu China: Die Chinesen kaufen US-Staatsanleihen (UST). Die Chinesen kaufen japanische Staatsanleihen (JGB).

Ökonomen, die eher der rechten Seite des politischen Spektrums nahe stehen, argumentieren seit ein paar Jahren mit Nachdruck, dass die US-Wirtschaft vor einem Chaos stünde, wenn China die US-Staatspapiere auf einen Schlag verkaufen würde. Es sei daher wichtig, die Staatsverschuldung rasch abzubauen und das Haushaltsdefizit schnell zurückzufahren. Zudem sei es notwendig, die Sozialleistungen zu kürzen.

Erskine Bowles hat im März 2011 davor gewarnt, dass schlimme Sachen passieren werde, wenn die Chinesen die UST auf den Markt werfen würden, wie Paul Krugman in seinem Blog darlegt.

Aber auch in Japan werden Besorgnisse über chinesische Käufe von japanischen Staatsanleihen geäussert. Japan ist aber nicht besorgt, weil China damit aufhören würde, JGB zu kaufen, sondern, weil China damit beginnen würde, JGB zu kaufen.

Die japanische Regierung sucht daher Gespräche mit der chinesischen Führung, weil durch den Kauf der japanischen Staatspapiere durch die Chinesen der Yen sich aufwertet und damit die Erholung der Wirtschaft untergräbt.



Yen Wechselkurs (real), Graph: Prof. Paul Krugman

Japan denkt also nicht, dass China durch den Kauf von JGB Japan einen Gefallen tut. Ganz im Gegenteil. Bemerkung: Japan verfügt über eigene Währung und die japanischen Nominalzinsen liegen nahe null (zero lower bound). Das heisst, dass die Geldpolitik eingeschränkt ist, was die Effektivität betrifft.

Wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist, ist der Kurs des Yen nach dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 stark gestiegen. Warum? Weil die Real-Renditen in Japan wegen der Deflation höher waren als in vergleichbaren Volkswirtschaften. Ein starker Yen ist aber genau das, was eine Wirtschaft, die in einer Liquiditätsfalle steckt, gebrauchen kann. In den letzten Monaten hat sich das Blatt jedoch gewendet: Der Yen hat an Wert verloren. Warum? Die Antwort:  „Abenomics“, die mittlerweile erste Früchte erntet. Die japanische Notenbank (BoJ: Bank of Japan) strebt seit April eine Inflationsrate von 2% an.

Damit signalisiert Japan an die Investoren für die JGB, dass diese Anleihen (wegen der bevorstehenden Inflation) an Wert verlieren würden. Die japanische Regierung zielt m.a.W. auf Vertrauensverlust der Investoren ab. Was geschieht aber nun? Schiessen die japanischen Zinsen deswegen durch die Decke? Rutscht die japanische Wirtschaft in Rezession ab? Nein.

Warum soll also die US-Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten, wenn China auf einen Schlag US-Staatsanleihen abstossen würde? Gibt es ein Wirtschaftsmodell, wo es nachgewiesen werden kann?

Solange ein Land über eigene Währung verfügt und eine unabhängige Geldpolitik betreiben kann, einschliesslich „money-printing“, ist eine Krise à la Griechenland nicht möglich. Das ist die Schlussfolgerung der These, die der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor in diesen Tagen in seinem Blog vorstellt.


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