Die jährliche Inflationsrate ist im Euro-Raum im September auf 1,1% gesunken. Das entspricht dem tiefsten Stand seit Februar 2010.
Die Entwicklung deutet darauf
hin, dass die Inflation sich vom Zielwert (2%) der EZB allmählich entfernt. Damit
mehren sich die Anzeichen für einen deflationären Bias.
Deutschland unterschreitet die
Zielinflationsrate bereits seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vor
mehr als zehn Jahren kontinuierlich. Und auch die Reallöhne sinken seither.
Lohn-Dumping und Austeritätspolitik in Verbindung mit Massenarbeitslosigkeit (12% im Euro-Raum) unterstreichen nun die Gefahr für die Preisstabilität im
Euro-Raum.
Unterbietet Deutschland mit seinen zu niedrigen Löhnen den Rest der Eurozone,
verstärkt sich die deflationäre Abwärtsspirale, weil die EU-Peripherie sich via
Währungsabwertung nicht mehr wehren kann, schreibt Brüssel „interne Abwertung“
(internal devaluation) für die Konkurrenz mit deutschen Preisen vor.
Damit aber die Länder an der
Peripherie der Eurozone wettbewerbsfähig werden, müsste die Inflation in
Deutschland höher liegen als die Preissteigerungen im Süden der EU. Was heute
in Europa geschieht, ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet daher eine lange
Phase der Massenarbeitslosigkeit für die EU-Peripherie, mit niedrigen Löhnen.
Deutschland unterbietet den Rest
der Eurozone, Graph: Prof. Heiner
Flassbeck, April 2013
Der EZB entgleitet damit die
Kontrolle über die Preisstabilität. Was hat Mario Draghi, EZB-Präsident angesichts
des Nachfrageausfalls vor? Von Jens Weidmann kann er keine Unterstützung
erwarten. Der Präsident der deutschen Bundesbank will unterdessen Banken im
Euro-Raum sogar untersagen, Staatsanleihen der Länder aus der EU-Peripherie zu kaufen.
Der private Verbrauch stockt. Die Löhne steigen nicht. Wenn die Deflation sich
in die Wirtschaft einmal einbettet, ist es ein schwerer Prozess, die Wirtschaft aus der
anhaltenden Flaute (secular stagnation) wieder zurück zu ziehen, wie
Japans Erfahrungen nahelegen.
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