Dienstag, 1. Oktober 2013

Hat die EZB die Preisstabilität unter Kontrolle?

Die jährliche Inflationsrate ist im Euro-Raum im September auf 1,1% gesunken. Das entspricht dem tiefsten Stand seit Februar 2010.

Die Entwicklung deutet darauf hin, dass die Inflation sich vom Zielwert (2%) der EZB allmählich entfernt. Damit mehren sich die Anzeichen für einen deflationären Bias.

Deutschland unterschreitet die Zielinflationsrate bereits seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vor mehr als zehn Jahren kontinuierlich. Und auch die Reallöhne sinken seither. Lohn-Dumping und Austeritätspolitik in Verbindung mit Massenarbeitslosigkeit (12% im Euro-Raum) unterstreichen nun die Gefahr für die Preisstabilität im Euro-Raum.

Unterbietet Deutschland mit seinen zu niedrigen Löhnen den Rest der Eurozone, verstärkt sich die deflationäre Abwärtsspirale, weil die EU-Peripherie sich via Währungsabwertung nicht mehr wehren kann, schreibt Brüssel „interne Abwertung“ (internal devaluation) für die Konkurrenz mit deutschen Preisen vor.

Damit aber die Länder an der Peripherie der Eurozone wettbewerbsfähig werden, müsste die Inflation in Deutschland höher liegen als die Preissteigerungen im Süden der EU. Was heute in Europa geschieht, ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet daher eine lange Phase der Massenarbeitslosigkeit für die EU-Peripherie, mit niedrigen Löhnen.



Deutschland unterbietet den Rest der Eurozone, Graph: Prof. Heiner Flassbeck, April 2013


Der EZB entgleitet damit die Kontrolle über die Preisstabilität. Was hat Mario Draghi, EZB-Präsident angesichts des Nachfrageausfalls vor? Von Jens Weidmann kann er keine Unterstützung erwarten. Der Präsident der deutschen Bundesbank will unterdessen Banken im Euro-Raum sogar untersagen, Staatsanleihen der Länder aus der EU-Peripherie zu kaufen. 

Der private Verbrauch stockt. Die Löhne steigen nicht. Wenn die Deflation sich in die Wirtschaft einmal einbettet, ist es ein schwerer Prozess, die Wirtschaft aus der anhaltenden Flaute (secular stagnation) wieder zurück zu ziehen, wie Japans Erfahrungen nahelegen.

Keine Kommentare: