Alan Greenspan hat neulich sein neues Buch („The Map and the Territory“) vorgestellt.
Das Buch des ehemaligen
Fed-Präsidenten ist in der amerikanischen Blogosphäre, gelinde
gesagt, auf wenig Gegenliebe, gestossen. Es besteht aus einer diskursiven Tour der jüngsten
Wirtschaftsgeschichte im Lichte der konservativen politischen Vorgaben. Es sei heute schwierig, Konjunkturprognosen zu machen, weil der Staat die Konkurrenz in den
heimischen Märkten einschränke, behauptet Greenspan.
„Ich weiss nicht, welche Karte
Alan Greenspan hat oder welches Gebiet er versucht, abzudecken, aber er scheint
mir verloren“, schreibt Brad DeLong in seinem Blog
dazu. Im Übrigen: Die Worte “Minsky”, “Kindleberger” und “Bagehot” kommen im
Buch kein einziges Mal vor.
Es ist wirklich ein schreckliches
Buch auf mehreren Ebenen, bemerkt Paul
Krugman in seinem Blog, keine Verantwortungsübernahme für
nichts, stattdessen die alte Leier: Fannie Mae und Freddie Mac hätten Wall
Street irgendwie dazu gezwungen, faule Kredite zu vergeben.
Greenspan vertritt v.a. die
Meinung, dass die staatlichen Sozialleistungen an Einzelpersonen, auch wenn sie
durch Steuereinnahmen vollständig gedeckt werden, nationale Ersparnisse eins zu
eins verringern.
Vergleich der Sozialausgaben als
Anteil des BIP mit den nationalen Sparquoten (2010), Graph: Prof. Paul Krugman
Aussage: Höhere Sozialleistungen an Einzelpersonen führen nicht zu weniger Ersparnissen auf nationaler Ebene
Stimmt es? Nein.
Was Greenspan wohl zu dieser
Aussage veranlasst, ist der starke Rückgang der gesamtwirtschaftlichen
Ersparnisse im Sog der Great Recession,
im Zusammenhang mit dem vorübergehenden Anstieg der Sozialleistungen (wie z.B. Arbeitslosenhilfe
und Essensmarken) am BIP, zum Teil weil das BIP gesunken ist.
Greenspan präsentiert es aber so,
als ob es sich dabei um ein langfristiges Phänomen handeln würde, und damit
einen Anlass vorgibt, das soziale Sicherheitsnetz zu kürzen, d.h. den Staat („Big Government“) zurückzudrängen.
Die Antwort liefert ein Blick
über den Atlantik: Die europäischen Staaten gelten als viel grössere
Wohlfahrtsstaaten als die USA, unterstreicht Krugman. Sparen die Europäer
weniger? Nein. Vergleicht man die Sozialausgaben als Anteil des BIP mit den
nationalen Sparquoten 2010, ergibt sich die obige Abbildung. Die grossen
Wohlfahrtsstaaten wie Deutschland, Schweden und Frankreich sparen mehr als die
USA, obwohl sie mehr für Soziales ausgeben.
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