Mittwoch, 16. Oktober 2013

Fünf Jahre an der Nullgrenze

Es ist mittlerweile das fünfte Jahr, seit die nominalen Zinsen gegen die Nullgrenze (zero lower bound) aufgeprallt sind. Das ist sicherlich kein erfreuliches Jubiläum. Denn es steht damit fest, dass die Wirtschaft in eine Liquiditätsfalle geraten ist.

Die Fed hat am 15, Dezember 2008 die Leitzinsen (fed funds rate) zwischen 0 und 0,25% gesetzt. Der effektive fed funds rate ist sogar heute ganz nahe null. Einige Ökonomen wie z.B. Paul Krugman, Brad DeLong, Martin Wolf, um ein paar Namen zu nennen, versuchen seither, darzulegen, dass der Einschlag der Wirtschaft an der Nullzinsgrenze bedeutet, dass sich von jetzt an alles ändert, nicht nur die Regeln für die herkömmliche Geldpolitik, sondern viel mehr.

(1) Der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) führt nicht zu einem Anstieg der Inflation.

(2) Sparen fördert das Investieren nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Rede ist von Sparparadoxon (paradox of thrift). Wenn private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft gleichzeitig sparen, fallen die Investitionen. Und die Konjunktur wird erheblich belastet.

Wenn die privaten Haushalte oder der Staat die Ausgaben kürzen, kann die Fed den Nachfrageausfall mit Zinssenkung nicht ausgleichen, weil die Zinsen bereits an der Nullgrenze liegen. Die Wirtschaft schrumpft und der Anreiz, zu investieren wird verringert. Schliesslich fallen die Investitionen. Spätestens hier kommt der Unterschied zwischen dem einzelwirtschaftlichen und dem gesamtwirtschaftlichen Denken eindeutig zum Vorschein.



Fed Funds Rate, Graph: Prof. Paul Krugman


Mehr Ersparnisse der privaten Haushalte und der Regierung bedeuten weniger Nachfrage für Unternehmen. Unternehmen fangen an, Mitarbeiter zu entlassen. Die Arbeitslosigkeit steigt. Die deflationären Tendenzen (deflationary bias) bergen vielfältige Gefahren für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Es wird vermehrt Geld gehortet. Die tieferen Konsumausgaben und Investitionen führen zu einem Rückgang des BIP. Und damit steigt die Arbeitslosigkeit weiter.

Die Nullgrenze (zero lower bound) ist, wie Krugman festhält, keine Theorie, sondern ein Faktum. Dennoch weigern sich viele Experten, die Tatsache anzuerkennen. Im Fall Euro-Raum ist klar zu beobachten, dass es eine negative Korrelation zwischen der Austerität und den Investitionen gibt.

Was muss noch passieren, dass die politischen Entscheidungsträgern die Realität akzeptieren?

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