Die Inflation bleibt im Euro-Raum unterhalb des mittelfristigen Zielwertes der EZB, was Grund zur Sorge um die zugrunde liegenden disinflationären oder deflationären Tendenzen gibt, schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) im neulich vorgelegten World Economic Outlook (WEO) October 2013.
Die vorherrschende Sorge ist noch
immer die träge wirtschaftliche Aktivität und niedrige Inflation
einschliesslich des Disinflations- oder Deflationsdrucks an der Peripherie,
ergänzen die IWF-Analysten.
Deflation Vulnerability Index, Graph: IWF WEO, October 2013
Deutschland hat das gemeinsam
festgelegte Inflationsziel in der EWU von Anfang an durch Lohn-Dumping unterlaufen,
um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise
von 2008 verlangen Berlin und Brüssel nun, dass die anderen EU-Mitglieder die
Preise und Kosten nach unten korrigieren müssen, um sich zu erholen. Da die Länder
im Euro-Raum aber nicht über eigene Währung verfügen, können sie nicht
abwerten. Die einzige, übrige gebliebene Möglichkeit ist daher, die Löhne zu
drücken (internal devaluation), um
die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Das bedeutet aber eine lange Phase
der Massenarbeitslosigkeit.
Wenn die öffentliche Hand sparen
will (austerity) und die privaten
Haushalte nur noch negative Einkommenserwartungen haben, kann die Wirtschaft
nicht schnell wachsen, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage leidet. Der
Euro-Raum scheint deshalb mehrere Jahre Deflation und Stagnation ausgesetzt (debt deflation).
DeflationWahrscheinlichkeit, Graph: IWF WEO, October 2013
2 Kommentare:
Deutschland hat das gemeinsam festgelegte Inflationsziel in der EWU von Anfang an durch Lohn-Dumping unterlaufen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Dies ist nur ein (kleiner) Teil der (Flassbeck-)Wahrheit und gilt nur bis zum Jahr 2007. Der zweite (und zugleich bedeutsamere) Teil der Wahrheit ist aber: Die Banken haben wie besoffen Kredite in der Südperipherie vergeben und damit einen typischen Boom-Bust-Zyklus initiiert, der am Anfang die Löhne der Südperipherie deutlich zu stark ansteigen ließ. Um Deutschland wurde hingegen ein weiter Bogen gemacht. Die Hauptschuld trägt der Finanzsektor.
@ Zinsfehler: Ich glaube, dass Sie mit Ihrer Einschätzung recht haben. Allerdings werfe ich ein, dass ein einmal akkumulierter Unterschied in den Lohnstückkosten auch wieder "abgebaut" werden muss. Das heißt: der große Geldfluss an sich hat "lediglich" eine Katalysatorwirkung gehabt. Die große Arbeit steht noch aus, zumal die einseitige sich Austerität falsch erwiesen hat.
Zwei Anmerkungen:
- zu Flassbeck: " Eine große Verwirrung gibt es aber auch unter Keynesianern hinsichtlich der Frage, ob in der Europäischen Währungsunion die Kapitalströme die Ungleichgewichte in den Leistungs- und Handelsbilanzen verursacht haben oder ob, wie wir es hier für richtig halten, umgekehrt die Unterschiede in den Lohnstückkosten und Preisen die Kapitalströme nach sich gezogen haben. ".
http://www.flassbeck-economics.de/the-savings-conundrum-oder-das-raetsel-von-sparen-und-investieren-eine-erlaeuterung-in-deutsch-zu-einem-auszug-aus-der-studie-the-systemic-crisis-of-the-euro-true-causes/
Beides dürfte stimmen. Zuerst waren "dort" die niedrigere Lohnstückkosten, dann den Kapitalfluss, und dann die zu hohen Lohnstückkosten.
- die Ungleichgewichte relativierend (und stützt damit Ihre Gewichtung): " Die Export- und Lohnentwicklung seit 1999 erklärt zwar die Ursache der Krise. Sie erklärt jedoch nicht, welchen “Anpassungsbedarf” es noch geben könnte. Gerade mit Blick auf Spanien bedeutet die These von Hans-Werner Sinn doch nur eins: Die ganze Welt ist so dumm und kauft tatsächlich überteuerte spanische Güter und Dienstleistungen – wie die Exportzahlen eindrucksvoll zeigen. Und wenn die Welt schon so dumm ist und in Spanien einkauft, warum sollen die Spanier dann überhaupt ihre Preise senken? "
http://www.weitwinkelsubjektiv.com/2013/08/12/nachtrag-zum-exporteuropameister/
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