Montag, 28. Oktober 2013

Austeritätspolitik als Mythos und verkehrte Warnungen

Die nominalen Zinsen liegen mittlerweile zum fünften Jahrestag nahe an der Nullgrenze (zero lower bound). Es ist aber kein Grund zum Jubeln.

Doch gibt es viele Ökonomen, darunter auch namhafte, die sich weigern, zu verstehen, was es bedeutet. Erskine Bowles, Niall Ferguson, Alan Greenspan, Allan Meltzer warnen beispielsweise seit mehr als vier Jahren vor rasant steigenden Inflationsraten und Zinsen. Begründung: Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base). Und das Haushaltsdefizit.

Meltzer wiederholt heute in einem Interview („Die Fed begeht einen groben Fehler“) mit der F&W seine Warnungen, die er seit Jahren vorträgt, mit Nachdruck. Die Inflation schiesst aber immer noch nicht durch die Decke. Und die Zinsen steigen auch nicht, trotz der von Meltzer angemahnten „hohen Staatsverschuldung“.

Fakt ist, dass sich alles ändert, wenn die Zinsen auf der Nullgrenze aufprallen. Das gilt über die herkömmliche Geldpolitik hinaus, wie Paul Krugman in seinem Blog anhand eines einfachen IS-LM-Modells vielfach aufgezeigt hat.

Wenn die Zinsen nahe null liegen, und die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht zu einer ausser Kontrolle geratenen Inflation.

Fazit: Makroökonomie à la Keynes hat in den vergangenen 5 Jahren ordentlich funktioniert. Das einzelwirtschaftliche Denken (Stichwort: „schwäbische Hausfrau“) für die Gesamtheit hat sich als schädlich erwiesen. Es kommt trotz des Anstiegs des Haushaltsdefizits nicht zum Crowding out. In einer Depression heisst das Phänomen stattdessen Sparparadoxon (paradox of thrift). Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen.

Exkurs:

Geldbasis (monetary base) ist nicht gleich Geldangebot. Das Geldangebot ist grösser als die Geldbasis (Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Fed), da jeder einzelne Dollar der Bankreserven mehrere Dollar an Sichteinlagen stützt.

Eine USD-Note in der Hosentasche von jemandem gehört zum Geldangebot, weil sie für private Ausgaben verfügbar ist. Eine USD-Note jedoch, die sich im Banktresor befindet oder bei der Notenbank einbezahlt wird, gehört nicht zum Geldangebot, da sie ja nicht mehr für Ausgaben bereitliegt.

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