Samstag, 19. Oktober 2013

Okuns Gesetz: Produktionswachstum und Arbeitslosigkeit

Gibt man der Versuchung nach, könnte man als erste Annäherung davon ausgehen, dass ein Prozent Rückgang der Produktion (output) mit einem 1%-igen Rückgang der Beschäftigung und einem 1%-igen Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden ist.

Weit gefehlt! Arthur Okun hat nämlich aufgezeigt, bekannt als das Gesetz von Okun, dass eine um 1% höhere Arbeitslosigkeit mit einem um 3% geringeren BIP einhergeht. Das heisst, dass das BIP, wenn die Arbeitslosigkeit 2% über dem Vollbeschäftigungsniveau liegen würde, 6% unter dem Potenzial (d.h. das BIP bei Vollbeschäftigung) wäre.

Die wesentliche Logik, die dem Gesetz von Okun zugrunde liegt,  hat sich im Lauf der Jahrzehnte als robust erwiesen. Der sinkende Anteil des verarbeitenden Gewerbes und andere Veränderungen im Hinblick auf die Struktur der Wirtschaft haben jedoch die Grösse der zyklischen Auswirkungen allmählich gewandelt, schreibt George L. Perry in einem lesenswerten Artikel („Okun’s Law says we are growing well below our economic potential“).

In den letzten Jahrzehnten ist der Parameter des Okun'schen Gesetzes, welcher in den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit 3 war, in jüngerer Zeit etwa 2 gewesen, betont Perry.

Wie gross ist die Produktionslücke (output gap), die Differenz zwischen dem tatsächlichen und dem potenziellen BIP,  in der heutigen Wirtschaft?



US Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Menzie Chinn

Die Mathematik könnte nicht einfacher sein: Die Arbeitslosigkeit, die in den zwei Jahren vor dem Ausbruch der Great Recession 4,5% gewesen ist, bietet eine vernünftige Schätzung für die Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit war im zweiten Quartal 2013 in den USA um etwa 3% höher als das, sodass die Produktionslücke sich auf rund 6% des BIP belaufen muss, d.h. rund 800 Mrd. USD.

Diese Zahl deckt sich mit dem Forschungsergebnis von Gary Burtless. Nach seiner Schätzung beträgt die Produktionslücke heute rund 5%, d.h. 7,4 Millionen Arbeitsplätze weniger als es bei Vollbeschäftigung der Fall wäre.

Fazit: Da die Wirtschaft so weit weg von Vollbeschäftigung ist, ist die Gefahr von Fehlschätzungen in Bezug auf die Produktionslücke und die Beschäftung gross. Die Botschaft ist aber hier, dass die Wirtschaft nach wie vor schwer angeschlagen ist. Und es gibt Spielraum, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.

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