Gibt man der Versuchung nach, könnte man als erste Annäherung davon ausgehen, dass ein Prozent Rückgang der Produktion (output) mit einem 1%-igen Rückgang der Beschäftigung und einem 1%-igen Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden ist.
Weit gefehlt! Arthur Okun hat nämlich aufgezeigt, bekannt als das Gesetz von Okun, dass eine um 1%
höhere Arbeitslosigkeit mit einem um 3%
geringeren BIP einhergeht. Das heisst, dass das BIP, wenn die Arbeitslosigkeit
2% über dem Vollbeschäftigungsniveau liegen würde, 6% unter dem Potenzial (d.h. das BIP
bei Vollbeschäftigung) wäre.
Die wesentliche Logik, die dem
Gesetz von Okun zugrunde liegt, hat sich
im Lauf der Jahrzehnte als robust erwiesen. Der sinkende Anteil des
verarbeitenden Gewerbes und andere Veränderungen im Hinblick auf die Struktur
der Wirtschaft haben jedoch die Grösse der zyklischen Auswirkungen allmählich
gewandelt, schreibt George L. Perry
in einem lesenswerten Artikel („Okun’s Law says we are growing well below
our economic potential“).
In den letzten Jahrzehnten ist der
Parameter des Okun'schen Gesetzes, welcher in den ersten Jahrzehnten der
Nachkriegszeit 3 war, in jüngerer Zeit etwa 2 gewesen, betont Perry.
Wie gross ist die
Produktionslücke (output gap), die Differenz
zwischen dem tatsächlichen und dem potenziellen BIP, in der heutigen Wirtschaft?
US Produktionslücke (output gap),
Graph: Prof. Menzie Chinn
Die Mathematik könnte nicht
einfacher sein: Die Arbeitslosigkeit, die in den zwei Jahren vor dem Ausbruch
der Great Recession 4,5% gewesen ist, bietet eine vernünftige Schätzung für die
Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosigkeit war im zweiten Quartal 2013 in den USA
um etwa 3% höher als das, sodass die Produktionslücke
sich auf rund 6% des BIP belaufen muss, d.h. rund 800 Mrd. USD.
Diese Zahl deckt sich mit dem
Forschungsergebnis von Gary Burtless. Nach seiner Schätzung beträgt die Produktionslücke
heute rund 5%, d.h. 7,4 Millionen Arbeitsplätze weniger als es bei
Vollbeschäftigung der Fall wäre.
Fazit: Da die Wirtschaft
so weit weg von Vollbeschäftigung ist, ist die Gefahr von Fehlschätzungen in
Bezug auf die Produktionslücke und die Beschäftung gross. Die Botschaft ist
aber hier, dass die Wirtschaft nach wie vor schwer angeschlagen ist. Und es
gibt Spielraum, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.
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