Dienstag, 22. Oktober 2013

QE-Politik, Wirtschaftswachstum und Geldmultiplikator

Über die Vor- und Nachteile der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik wird in der akademischen Welt nach wie vor lebhaft diskutiert.

Ist die QE-Politik aber tatsächlich ein Buch mit sieben Siegeln?

Eine Argumentation, die immer wieder vorgetragen wird, lautet, dass Quantitative Easing (QE) einen begrenzten Effekt auf das BIP-Wachstum hat. Es fragt sich aber im Vergleich mit welchem alternativen Szenario?

In einer aktuellen Studie schreibt Lacy Hunt, dass der Geldmultiplikator, wenn die Reserven (Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der Fed), die durch das Anleihekaufprogramm (LSAP) geschaffen werden, in der ganzen Wirtschaft in der traditionellen Art und Weise ankämen, stabiler sein müsste. Der ehemalige Ökonom für die Fed Dallas deutet auf den Einbruch des Geldmuliplikators hin und vertritt die Ansicht, dass das Geld bei den Banken bleibe und für spekulative Transaktionen verwendet werde.

Stimmt es? Nein. Wie Antonio Fatas in seinem Blog hervorhebt, stellen die Reserven einen Vermögenswert in der Bilanz der Geschäftsbanken dar. Die betreffende Summe ist gestiegen, weil die Banken an die US-Notenbank andere Vermögenswerte verkauft haben, sodass der Betrag der „riskanten“ oder „weniger flüssigen“ Assets zurückgegangen ist.

Was ist von der zweiten Behauptung zu halten, dass der Geldmultiplikator eingebrochen ist, weil die spekulativen Aktivitäten durch die Banken (wegen der QE-Politik) gestiegen sind?

Der Geldmultiplikator (money multiplier) hat sich stark zurückgebildet, weil im Sog der Finanzkrise die Nachfrage nach Liquidität massiv gestiegen ist. Wenn die Zentralbank die Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht erhöht hätte, wäre das Geldangebot (money supply) zusammengebrochen, mit fatalen Folgen für die reale Wirtschaft.

Durch die Erhöhung der Notenbankgeldmenge (= Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank) sorgt die Fed dafür, dass das Geldangebot nicht fällt, und damit das BIP-Wachstum gefördert wird.

Fazit: Es ist falsch, den Einbruch des Geldmultiplikators als Fehlschlag der Geldpolitik zur Unterstütung des Wirtschaftswachstums zu interpretieren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es gibt keine empirische Evidenz für einen 'Multiplier'. Nicht überraschend, denn Banken verleihen ja auch keine 'Reserves', sondern erzeugen Kreditgeld aus dem Nichts entsprechend der Kreditnachfrage. Soweit eine Mindestanforderung vorliegt, ziehen die Banken die entsprechenden Reserves unter ihresgleichen oder direkt bei der Fed - in Abhängigkeit eigener Collaterals...

QE in seinen Fortsetzungen erzielt makro keinen kausalen Effekt, weil es sich um einen reinen Swap Reserves gegen Bonds handelt und damit auch monetär neutral bleibt. Im Prinzip verändert sich lediglich Laufzeit und Verzinsung der von den Banken gehaltenen Assets..

Geldpolitik ist grundsätzlich ein wirkungsloses Instrument in einer Bilanzrezession, ganz im Gegensatz zu einem kreditfinanzierten federal spending...