Die Erwartung, dass die Fed demnächst damit beginnen würde, die Ankäufe von Staatsanleihen am offenen Markt zurückzufahren (tapering), hängt zur Zeit wie Damoklesschwert über dem Bond-Markt.
Die Rendite der US-Staatsanleihen
mit 10 Jahren Laufzeit ist seit Mai um 56 Basispunkte gestiegen, während die
Breakeven-Sätze (Inflationserwartungen) stark gesunken sind. Der Anstieg der
Realsätze deuten i.d.R. auf Normalisierung in der Wirtschaft hin, wie Gavyn Davies in seiner Kolumne („What the bond market is telling the Fed“) in FT hervorhebt.
Was eine Herausforderung
darstellt, ist jedoch der Rückgang der Inflationserwartungen. Der von der Fed
bevorzugt beobachtete core PCE Index ist im April auf 1,0% gefallen, was im Hinblick auf Deflation Alarm
auslösen müsste. Doch abgesehen von James Bullard hat bisher kein geldpolitischer
Entscheidungsträger Bedenken zum Ausdruck gebracht.
Eine weitere beunruhigende
Nachricht aus dem Anleihemarkt ist, inwiefern der Anstieg der Renditen von dem
Anstieg der erwarteten kurzfristigen Zinsen getragen wird statt von der
Laufzeitprämie: mehr von kurzfristigen Zinsen als von Laufzeitprämie (term premium).
Das ist laut Davies bestimmt
nicht im Sinne der Fed, die neulich vor „tapering“ gewarnt hat, da der Markt
damit den ersten erwarteten Anstieg der kurzfristigen Zinsen mit Bezug auf die
Fed Funds Rates vorzieht. Mit anderen Worten sieht es heute so aus, wie wenn
die Marktteilnehmer die erste Zinserhöhung Mitte 2014 erwarten würden statt wie
bisher Mitte 2015. Das heisst viel früher als Ben Bernanke es vorhat.
Andererseits denken Ökonomen an
der Wall Street einer jüngsten Umfrage von WSJ zufolge, dass der Anstieg der Renditen nicht mit Bedenken in Bezug auf die
Inflation oder das Haushaltsdefizit zu tun hat, sondern mit der Wahrnehmung,
dass die Fed ihre Anleihekäufe in Höhe von 85
Mrd. $ im Monat verringern werde. Die befragten 40 Volkswirte sagen zweitens,
dass der Anstieg der Renditen auf eine Erholung der Wirtschaft hindeute, d.h. konjunkturelle
Erhellung.
Während also darüber diskutiert
wird, ob der Anleihemarkt der US-Notenbank vorauseilt, steigt die
Erwartungshaltung vom nächsten Auftritt des Fed-Präsidenten Ben Bernanke am
kommenden Mittwoch.
Schliesslich hat Fed-Chef Ben Bernanke selbst gesagt, dass er die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE-Policy) erst zu Ende führen werde, wenn die Arbeitslosenquote auf 6,5% fällt. Die Beendigung der Anleihekäufe durch die Fed bedeutet im Grunde genommen nicht die erste Zinserhöhung. Dennoch scheint die Ertragskurve (yield curve) die Erwartung der Anleihehändler bereits zu antizipieren.
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