Die deutsche Wirtschaft stagniert
auch im zweiten Quartal wie der gestern vorgelegte ifo-Index bestätigt. Export
ist in dieser fragilen Weltwirtschaft kein verlässlicher Pfeiler für die
Konjunktur, bemerkt Heiner Flassbeck
in seinem Blog dazu. Nichts spricht dafür, dass sich die deutsche Binnennachfrage
in diesem oder im nächsten Jahr belebt, hebt der ehemalige Chefvolkswirt der
Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) hervor.
Bekannt ist, dass das Wirtschaftswachstum
in Deutschland seit 1999 im Vergleich
zum Euroraum niedriger war. Und auch die realen Reallöhne sind kaum gestiegen. Konsumausgaben
haben in der Eurozone im Durchschnitt deutlich kräftiger zugenommen als in
Deutschland.
In einem neulich veröffentlichten
Bericht fasst DIW Berlin nun zusammen, dass Deutschland in vielen Bereichen nicht wirklich
vorangekommen ist. Die Bundesrepublik ist einer der Sparweltmeister. Kaum ein Industrieland hat eine so hohe private
Sparquote wie Deutschland, unterstreicht das grösste deutsche
Wirtschaftsforschungsinstitut.
Die hohen Ersparnisse wurden zu
grossen Teilen nicht hierzulande, sondern im Ausland investiert. Dort brachten
sie laut DIW nicht die erhofften Erträge. Das Geld, das im Ausland verloren
wird, fehlt im Inland für Investitionen, argumentieren die DIW-Forscher. Das
ist zugleich der Hauptgedanke hinter dem lesenswerten Bericht.
Reallöhne, Graph: DIW Berlin, Wochenbericht 26/2013
Die Forscher schätzen, dass sich
in Deutschland seit 1999 (im Vergleich mit dem Durchschnitt der Eurozone) eine Investitionslücke von 3% des BIP gebildet hat. Das heisst, es
fehlten rund 75 Mrd. Euro pro Jahr.
Hätte die deutsche
Investitionsquote dem Durchschnitt des Euroraums entsprochen, wäre das BIP pro
Kopf jährlich um knapp 1% stärker gewachsen. Ein Grossteil der Investitionen
wird von Unternehmen und privaten Haushalten geleistet. Da die
Finanzierungskosten für den deutschen Staat derzeit so niedrig sind wie noch
nie, hat auch die öffentliche Hand Spielraum.
Die Autoren des DIW-Berichts
nennen drei Investitionsfelder, wo „zusätzliche Investitionstätigkeit besonders
fruchtbar wäre“: Energie, Verkehrsinfrastruktur und Bildung.
Reale private Konsumausgaben, Graph: DIW Berlin, Wochenbericht 26/2013
Sparen fördert das Investieren nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Erst wird investiert, dann gespart.
Als Fazit wird im Bericht
festgehalten, dass es dringend Zeit ist, dass Deutschland seine
Investitionsschwäche angeht und den Investitionsrückstand so bald wie möglich
abbaut. Höhere private und öffentliche Investitionen jetzt würden nicht nur
Wachstum in Deutschland stärken, sondern auch einen wichtigen Wachstumsimpuls
für Europa bedeuten.
Investitionslücke Deutschlands, Graph: DIW Berlin, Wochenbericht 26/2013
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