Was ist zu tun, wenn der Anteil des Faktors Arbeit am Einkommen abnimmt? Genau mit dieser Frage befasst sich Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Sympathy for the Luddites”) am Freitag in NYTimes.
Im Jahr 1786 gaben die Tuchmacher
von Leeds, einem Wolle-Industrie-Zentrum im Norden Englands einen Protest gegen
die zunehmende Nutzung von „Kritzel“-Maschinen, die die Aufgabe übernahmen, die
früher von Fachkräften durchgeführt wurde. Wie sollen die Männer, die nun aus
der Beschäftigung hinausgeworfen werden, ihre Familien versorgen?“, fragten die Bittsteller. Und wo sollen sie nun ihre Kinder als Lehrling
einsetzen?
Das waren keine dummen Fragen, beschreibt
der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Mechanisierung hat schliesslich zu einem
breiten Anstieg des britischen Lebensstandards geführt. Aber es ist alles
andere als klar, ob typische Arbeitnehmer in den frühen Phasen der
industriellen Revolution einen Nutzen erlangten. Viele Arbeiter waren eindeutig
betroffen. Und die Arbeitnehmer, die betroffen waren, waren oft diejenigen, die
mit Mühe erworbene wertvolle Fähigkeiten hatten, um jetzt zu sehen, dass diese
Fertigkeiten plötzlich abgewertet wurden, schildert Krugman weiter.
Leben wir also heute in einer
anderen solchen Ära? Das McKinsey Global
Instiute hat vor kurzem einen Bericht („Disruptive technologies. Advances that will transfor life, business,
and the global economy“) über ein Dutzend wichtige neue Technologien veröffentlicht,
welche als „disruptiv“ beschrieben werden, und einige der Opfer die
Arbeitnehmer sein dürften, die heute als hochqualifiziert gelten.
Sollen sich also Arbeitnehmer darauf vorbereiten, neue Fertigkeiten zu erlernen? Die Woolworkers des 18. Jahrhunderts von Leeds gingen diese Problematik 1786 an: Wer wird zu unseren Familien halten, während wir die schwierige Aufgabe „des Erlernens eines neuen Handels“ übernehmen? Und sie fragten, was passieren werde, wenn der neue Handel wiederum durch weiteren technologischen Fortschritt abgewertet wird?
Und die modernen Gegenstücke dieser Woolmakers dürften weiter fragen, was mit uns passiert, wenn wir, wie so viele Studenten, uns tief verschulden, um neue Fertigkeiten zu erlernen, die notwendig sind, wie man uns sagt, um später nur festzustellen, dass die Wirtschaft diese Fähigkeiten (skills) nicht mehr benötigt? Die Bildung ist dann laut Krugman nicht mehr die Antwort in Bezug auf die zunehmende Ungleichheit, falls sie es jemals gewesen ist, was aber zu bezweifeln ist.
Was ist also die Antwort? Wenn die Situation, welches von Krugman dargelegt wird, zutrifft, dann geht die einzige Möglichkeit, so etwas wie eine Mittelschicht Gesellschaft (middle-class society) zu haben, wo die Bürger eine angemessene Sicherheit hätten, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, solange sie hart arbeiten und sich an die Spielregeln halten, durch ein starkes Netz der sozialen Sicherheit, die nicht nur Gesundheitsversorgung, sondern auch ein Mindesteinkommen garantiert. Und mit dem wachsenden Anteil des Faktors Kapital am BIP müsste diese Sicherheit zu einem wichtigen Teil über Steuern auf Gewinne und/oder Kapitalerträge finanziert werden.
Die Konservativen malen schon den Teufel der „Umverteilung“ an die Wand. Aber was schlagen sie stattdessen vor?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen