Mittwoch, 19. Juni 2013

Wo der Markt versagt

Freie und nicht-regulierte Märkte sind nicht immer die Antwort. Es ist wahr, dass wettbewerbsorientierte Märkte wünschenswerte Eigenschaften haben. Aber es müssen dafür spezielle Bedingungen vorhanden sein, damit sich wettbewerbsfähige Märkte entwickeln können. Wenn diese Bedingugnen nicht erfüllt sind, wie es oft der Fall ist, dann können freie Märkte schlecht abschneiden, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („7 important examples of how market can fail“) in The Fiscal Times.

In diesen Fällen können staatliche Interventionen die Widrigkeiten aufheben und dazu führen, dass die Märkte sich dem Ideal des Wettbewerbs nähern. Der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor nennt 7 konkrete Fälle, wo der Markt versagen kann.

(1) Altersabsicherung: Das wichtigste Versagen in Sachen Altersabsicherung ist Moral Hazard. Es geht um Menschen, die für den Ruhestand nicht sparen wollen, weil sie denken, dass eine mitfühlende Gesellschaft dafür sorgen würde, dass sie überleben. Die Lösung ist, die Menschen zu zwingen, jeden Monat dafür etwas zu zahlen, auch wenn es die Aufwendungen im Alter nicht vollständig deckt. Zumindest wird dazu etwas beigetragen. In den USA heisst das System Social Security.

(2) Gesundheitsfürsorge: Es gibt hier zwei wichtige Arten von Marktversagen. Das erste ist Moral Hazard wie im Fall von Altersabsicherung. Wenn die Menschen wissen, dass die Gesellschaft helfen würde, wenn sie sich ein Glied brechen, und so weiter, und wenn sie immer in die Notaufnahme gehen können, auf Kosten von anderen, würden viele keine Krankenversicherung abschliessen. Obamacare will hierbei eine Abhilfe schaffen: Alle werden gezwungen, einer Krankenkasse beizutreten.

(3) CO2-Ausstoss: Das ist als „Externalitätenproblem“ bekannt. Die Lösung ist, Unternehmen zu zwingen, diese Kosten zu internalisieren, durch einen Mechanismus wie z.B. eine Kohlendioxid-Steuer oder ein cap-and-trade-System.

(4) Arbeitsmärkte: Der Niedergang der Gewerkschaften in den letzten Jahrzehnten hat die Macht der Unternehmen in Bezug auf die Arbeitnehmer in Verhandlungen über die Löhne gestärkt. Die Regierung darf die Interessen von Unternehmen nicht über jenen von Arbeitnehmern stellen.

(5) Finanzsektor: Ein wichtiges Marktversagen im Finanzsektor ist eine asymmetrische Information. Das heisst, dass die Verkäufer von komplexen Vermögenswerten oft besser informiert sind als die Käufer. Die Ratingagenturen haben z.B. kläglich versagt, die Käufer mit nötigen Informationen über die Qualität von diesen Finanzprodukten zu informieren.

Es gibt Informationsprobleme, die zu Runs im Schatten Banken System führen können. Das Problem ist heute noch nicht gelöst worden. Viele dieser Banken gelten als „systemrelevant“. Die Aktionen eines einzelnen Unternehmens können auf die Märkte auswirken. Angeblich sollte das TBTF-Problem mit der „resolution authority“, die vom Dodd-Frank Gesetz garantiert wird, gelöst werden.

(6) Regierungsaufträge: Ein „Prinzipal-Agent-Problem“ liegt vor, wenn eine Person (agent) eine Entscheidung für jemanden anderen (principal) trifft, hat den Anreiz, von den besten Interessen des Prinzipals abzuweichen. Und die umfassende Aufsicht des Agenten ist nicht möglich. Beispiel: Die Manager von Grossunternehmen geben sich Vergünstigungen statt den Nutzen für die Aktionäre zu maximieren. Der Anstieg der Regierungsaufträge bringt das principal-agent-Problem zum Ausdruck und eine fehlende wirksame Kontrolle gibt reichlich Gelegenheit für Berater, die eigenen Taschen zu füllen, anstatt den Wert für die Steuerzahler zu maximieren.

(7) Wirtschaftliche und politische Macht: Die weltweit grössten Unternehmen werden grösser und die politische Macht von Grossunternehmen nimmt mit der wirtschaftlichen Macht zu. Es gab in den vergangenen Jahren Versuche durch die Regulierungsbehörden, um Unternehmen wie Google zu zügeln. Aber es ist laut Thoma sicherlich viel mehr erforderlich, v.a. was die Grossunternehmen im Finanzsektor betrifft.

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