Martin Wolf
befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („America
owes a lot to Bernanke“) in Financial Times (FT) heute mit der in der
letzten Zeit zunehmenden scharfen Kritik für die aggressive Geldpolitik der US-Notenbank. Hätte die Fed in den
letzten sechs Jahren nicht so gehandelt, hätten die Menschen eine zweite Great
Depression erlitten, bemerkt der Chefökonom der britischen Zeitung.
Die Fed ist nicht nur für die
Umsetzung der Geldpolitik verantwortlich. Sie hat auch eine öffentliche
Aufgabe, für die wirtschaftliche Stabilität zu sorgen. Die Fed muss also eine
Kernschmelze der Volkswirtschaft z.B. verursacht durch eine durch Kredit
angetriebene Instablität à la Minsky-Moment unterbinden. Genau wie die Schweizerische Nationalbank (SNB), die nicht nur die Preisstabilität zu gewährleisten hat, sondern dabei
auch der konjunkturellen Entwicklung Rechnung tragen muss.
Warum ist die Kritik an die Fed
so weit gefehlt? Wolf erklärt, dass die Finanzkrise die Geldschöpfung gestört
hat, wofür die Banken i.d.R. verantwortlich sind. Während der Ausweitung der
Bilanzsumme der Notenbanken grosse Aufmerksamkeit geschenkt werde, werden die
breiten Geldaggregate, welche das Geld in der Hand der Öffentlichkeit messen,
vernachlässigt, hebt Wolf hervor. Das Wachstum der breiten Geldmenge (broad money) hängt von der Bereitschaft
der Banken, mehr Geld (Darlehen) zu verleihen, was nach dem Ausbruch der
Finanzkrise zum Erliegen gekommen ist.
Dazu eignet sich das sog. „divisia broad money“. Nach
Schätzungen der Center for Financial Stability in New York zeigt diese Messgrösse, dass die Geldmenge
im April 2013 lediglich um 0,7%
höher lag als im Oktober 2008, obwohl die Bilanz der Fed sich kräftig
ausgeweitet hat.
Eine weitere Antwort auf die
Kritik an der Fed ist, dass die Finanzkrise von 2008 mit fallen Hauspreisen
einherging, was einen Schuldenabbau (deleveraging)
unter Finanzinstituten und privaten Haushalten ausgelöst hat. Es bedurfte daher
starker geld- und fiskalpolitischen Massnahmen, um die kontraktive Kräfte auszugleichen.
Da der Fiscal Stimulus aber
frühzeitig zurückgezogen wurde, entfiel die ganze Last auf die Schultern der Fed.
Im Angesicht der bereits nahe null liegenden Zinsen (zero lower bound) hat die Fed mengenmässige Lockerung der
Geldpolitik betreiben müssen.
Aussergewöhnliche Zeiten
erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. Aus diesem Grund hat die SNB im Rahmen ihrer QE-Politik (QE: quantitative
easing) einen Mindestkurs für den CHF pro EUR festgelegt.
Den Kritikern fehlt es entweder an Vorstellung oder es ist ihnen gleichgültig, was
mit der Wirtschaft und den Bürgern passiert wäre, wenn die Fed auf ihren Händen
gesessen hätte, fasst Wolf als Fazit zusammen. Dies bedeutet aber nicht, dass
die Rückkehr der Normalisierung leicht sein wird. Der Anstieg der Renditen der
US-Staatsanleihen deutet aber darauf hin, dass die Wirtschaft sich allmählich
erholt.
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