Sonntag, 9. Juni 2013

Brad DeLong tritt Paul Krugman auf den Schlips

Mannomann! Brad DeLong schreibt in seinem Blog (ein Schlichtungsversuch?), dass es unfair sei, dass Keynesianer sich über die Menschen, die sich für die Austeritätspolitik einsetzen, lustig machen, indem sie von „confidence fairy“ (Vertrauen Fee) reden, während sie selbst ähnliche Aussagen in Bezug auf die Verschiebung von Erwartungen machen.

DeLong bezieht sich auf die Argumente, die vor allem von Krugman (aber auch von z.B. Olivier Blanchard, Greg Mankiw usw.) vorgetragen werden, dass die Fed und andere Notenbanken die Erwartungen im Hinblick auf die Inflation in Zukunft erhöhen sollen, damit die Wirtschaft aus der liquidity trap (Liquiditätsfalle) kommt.

Es gibt aber zwei entscheidende Unterschiede zwischen den Ökonomen, die mit „Vertrauen Fee“ argumentieren und den Verfechtern der „expansiven Austerität“. Paul Krugman erläutert in seinem Blog, dass es (1) darum geht, dass eine Hoffnung (Erhöhung der Inflationserwartungen) einem Plan (expansive austerity) gegenüber steht.

Krugmans Argument ist dahingehend, dass die Fed, die Bank of Japan usw. eine höhere Inflation anstreben sollen, in der Hoffnung, dass es hilft. Aber es ist eine Hoffnung. Und währenddessen sollen die Forderungen nach Fiscal Austerity (Haushaltskonsolidierung mitten einer schwer angeschlagenen Wirtschaft) bekämpft werden. Zudem bedarf es mehr Stimulus.

Die Anhänger der expansiven Austerität setzen (oder setzten bisher) auf den vermeintlichen Anstieg des Vertrauens, um zu vermeiden, was sonst in schreckliche Rezessionen endet, welche tatsächlich verwirklicht sind.


Krugman legt weiter dar, dass (2) diejenigen, die auf die steigenden Inflationserwartungen hoffen, es mit der Politik versuchen, die im schlimmsten Fall harmlos ist, wie z.B. durch die Erhöhung der Notenbankgeldmenge (monetary base), die unter den gegebenen Umständen keine direkten Auswirkungen auf die Inflation entfaltet.

Die Befürworter der Austeritätspolitik (Austerians) hingegen drängen direkt destruktive Politik (fiskalpolitische Schrumpfung in einer Wirtschaft, die tief in einem Abschwung steckt) auf, um eine erhoffte Verschiebung der Erwartungen herbeizuführen.

Der Unterschied lässt sich also wie folgt zusammenfassen: „Lass‘ uns diese möglicherweise folgenlose Abhilfe probieren. Es könnte funktionieren und in jedem Fall nicht schaden würde“.  Und „lass‘ uns das Gegenteil von dem versuchen, was die Standard-Analyse nach dem Lehrbuch besagt. Vertrauen Sie uns einfach“.

Erstaunlich ist, dass DeLong die Aufforderungen nach höheren Zinsen ziemlich ernst nimmt, um Bubbles oder etwas anderes zu unterbinden, weil niedrige Zinsen moral hazard für den Finanzsektor schaffen. Müssten die Probleme in Sachen moral hazard unglaublich schwer sein, um kontraktive Geldpolitik in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft zu rechtfertigen?

Krugman erinnert daran, dass die Leute, die jetzt eine Erhöhung der Zinsen fordern, um hypothetische Blasen einzudämmen, diegleichen Leute sind, die vor einer Weile eine Erhöhung der Zinsen forderten, um die Inflation zu bekämpfen. Die Inflation stellt heute keine Gefahr dar und verläuft seit geraumer Zeit unter dem Zielwert der US-Notenbank.

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