An der Ausweitung der Notenbankgeldmenge (Notenumlauf + Giroguthaben der inländischen Banken bei der Zentralbank) scheiden sich die Geister. Vor allem Mainstream-Ökonomen nehmen die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE-Policy: quantitative easing) zum Anlass, in Sachen Inflation ständig den Teufel an die Wand zu malen.
Die Anleihekäufe der Fed (oder
die Devisenkäufe der SNB) haben zu einer starken Ausdehnung der Giroguthaben
der Banken bei der Notenbank geführt. Die Geldmenge in den Händen der privaten Haushalte und Unternehmen ist aber nicht
so kräftig gestiegen. Warum? Weil die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes sich verlangsamt hat. Der sog. Geldmultiplikator ist nämlich regelrecht eingebrochen. Warum? Weil die Banken aus
Vorsichtsgründen liquide Mittel zurückhalten. Und folglich entsteht keine Geldschöpfung durch Kreditvergabe.
Die Geldpolitik greift nicht,
weil der nominale Zins bereits auf der Null-Grenze (zero lower bound) angekommen ist. Wenn die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle steckt, gelangt das Geld nicht in den Wirtschaftskreislauf.
Die Produktionslücke (output gap) bleibt
weit geöffnet, weil die Produktionskapazität aufgrund der schwachen Nachfrage unterausgelastet ist. Das Wirtschaftswachstum dümpelt vor
sich hin. Trotz des Anstiegs der Notenbankgeldmenge (monetary base)
verharrt die Inflation unter dem Zielbereich der Zentralbanken. Die Kerninflation ist in der
Schweiz sogar negativ, und zwar seit mehr als 20 Monaten in Folge.
Notenbankgeldmenge und
Konsumentenpreis-Index, Graph: Prof. Paul Krugman
Nun ist es erstaunlich, dass selbst namhafte, gut ausgebildete Ökonomen wider besseres Wissen Inflation heraufbeschwören. Alan Meltzer hat z.B. vor genau vier Jahren in einem wunderlichen Artikel („Inflation Nation“) in NYTimes davor gewarnt, dass die Inflation durch die Decke schiesst. Begründung: enormes Haushaltsdefizit, schnelles Wachstum der Geldmenge und die Aussicht auf eine anhaltende Abwertung des US-Dollars. Dies seien alles Vorboten der Inflation. Der an der Carnegie Mellon University lehrende Wirtschaftsprofessor hat seither keine Gelegenheit ausgelassen, immer wieder auf die bevorstehende Inflationsgefahr hinzuweisen.
Es gibt zahlreiche andere Beispiele (z.B. John Taylor). Martin Wolf hat sich erneut gezwungen gesehen, gestern in seiner lesenswerten Kolumne („The overstated inflation danger“) in FT dazu Stellung zu nehmen. Die Austerians versuchen immer noch mitten in einer schwer angeschlagenen (depressiven) Wirtschaft die harshe Gürtel-enger-schnallen-Politik ohne Rücksicht auf Verluste fortzusetzen. Genau mit dieser fatalen Einstellung setzt sich auch Simon Wren-Lewis in seinem Blog auseinander. Der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor kann es nicht fassen, dass die niederländische Zentralbank trotz der vorherrschenden Depression noch mehr Austeritätsmassnahmen fordert.
Die Doktrin, die zahlreiche
Mainstream-Ökonomen verführt, eine galoppierende Inflation vorauszusagen, nennt
Paul Krugman in seinem Blog Hamsterrad Economics. Die Analyse der Austerians ist falsch. Die
Prognose in Sachen Inflation materialisiert sich mittlerweile seit fünf Jahren
nicht. Seltsam? Nein. Es gibt keine expansive Austerität.
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