Samstag, 1. Juni 2013

Der Stand der Debatte um den Schwellenwert von 90%

Nach einem kurzen Abstecher in Fragen von Manieren und Etiketten fasst Paul Krugman in seinem Blog die Debatte um die “90%-Marke” in drei Punkten zusammen. Es reicht im Grunde genommen aus, einen dieser drei Aspekte zu nennen, um die absurde Behauptung in der Diskussion um Verschuldung/Haushaltsdefizit in den vergangenen drei Jahren zu widerlegen.

(1) Es gibt keine Schwelle bei 90%, auch wenn die Behauptung die politische Debatte drei Jahre lang zumeist dominiert hat. Das Auftreten eines solchen Schwellenwertes im ursprünglichen Reinhart-Rogoff (R&R) war ein Artefakt der fehlenden Daten (nicht absichtlich, betont Krugman, vielleicht unvermeidbar) plus ein seltsames statistisches Verfahren. Es war in der Tat ein Artefakt der Behandlung eines einzigen Landes, Neuseeland, in den Nachkriegsjahren.

(2) Es gibt eine milde negative Korrelation zwischen Verschuldung und Wirtschaftswachstum. Auch wenn es als eine kausale Beziehung interpretiert wird, ist es laut Krugman nicht stark genug, um die Korrelation in der Panik im Hinblick auf die Verschuldung in den letzten Jahren zu rechtfertigen.

Brad DeLong meint dazu, dass ein Anstieg der Verschuldung von 50% des BIP auf 150% mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums um 0,1% pro Jahr einhergeht, und zwar in den folgenden fünf Jahren.

(3) Es gibt einen ziemlich guten Beweis dafür, dass die Beziehung nicht kausal ist, sodass geringes Wirtschaftswachstum hohe Verschuldung auslöst, nicht umgekehrt.

Fazit: Viel Zeit wurde damit verschwendet. Die Politik wurde in den vergangenen drei Jahren durch ungerechtfertigte Ängste vergebens in Anspruch genommen.


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