Donnerstag, 20. Juni 2013

Wie verläuft die Laufzeitprämie (term premium)?

Die SNB denkt nicht daran, über den Ausstieg zu reden. Die Risiken für die Schweizer Wirtschaft bleiben hoch und sie stammen weiterhin v.a. aus dem internationalen Umfeld. Thomas Jordan, SNB-Präsident hat heute gesagt, dass eine Abschwächung der globalen Konjunkturdynamik nicht ausgeschlossen werden kann.

In den USA hingegen ist das Wort tapering in aller Munde. Die Frage, die die Runde macht, lautet, ob die Fed bald anfangen werde, die Käufe von Wertpapieren (monatlich in Höhe von 85 Mrd. $) zurückzufahren?

Bernanke hat gestern gesagt, dass die Käufe von Anleihen (US-Treasury + MBS) bis Mitte 2014 anhalten dürfte. Eine Zinserhöhung liege noch weit in der Zukunft. Dennoch hat Fed-Chef mehr oder weniger einen harten Kurs (hawkish) vertreten, basierend auf relativ optimistischen Prognosen. Die Renditen der US-Staatsanleihen sind darauf hin gestiegen.

Interessant ist dabei die Rolle, die die Laufzeitprämie (term premium) spielt. Analysten von Morgan Stanley liefern heute die folgende Abbildung. Der Kommentar dazu lautet, dass der Anstieg der Laufzeitprämie, da die Investoren davon ausgehen, dass die Fed demnächst die sog. Punch Bowl wegnimmt, die nominalen Renditen höher schickt. Der Anleihemarkt sei wegen der niedrigen Laufzeitprämie ohnehin anfällig gewesen.



Laufzeitprämie (term premium), Graph: Hans Redeker, Morgan Stanley

Ich kann es noch nicht ganz deutlich und direkt (was sowieso sehr schwer ist) beobachten, ob die Laufzeitprämie steigt. Aber ein Anstieg der Laufzeitprämie würde schon Sinn machen. Denn die langfristigen Zinsen bestehen aus (1) der erwarteten Inflation, (2) der erwarteten kurzfristigen Zinsen und (3) der Laufzeitprämie.

Es muss allerdings dazu erwähnt werden, dass die Inflationserwartungen zuletzt zurückgegangen sind.  Daher ist etwas mehr Zeit notwendig, um darüber eine klare Aussage zu machen. Was heisst aber Laufzeitprämie?

Die Laufzeitprämie ist die zusätzliche Rendite, die die Investoren erwarten, dafür, dass sie langfristige Anleihen statt kurzfristige Anleihen halten. Die Laufzeitprämie kompensiert also Investoren für die Zinsrisiken, d.h. Kapitalgewinne oder –verluste, wenn die Zinsen fallen oder steigen.

Im sog der Finanzkrise von 2008 hat sich aber die Natur der Laufzeitprämie etwas gewandelt. Weil erstens die Volatilität der Rendite der US-Staatsanleihen gesunken ist, und zweitens die Korrelation zwischen Anleihepreisen und Aktien im Verlauf der Zeit negativ wurde. Das heisst, dass die Staatsanleihen einen besseren Schutz (hedging) gegen mögliche Risiken im Markt boten. Die wachsende Nachfrage nach sicheren Anlagen (safe haven: Flucht in die Sicherheit) hat die Rendite der US-Treasury Bonds gedrückt, was eine tiefe, zum Teil sogar negative Laufzeitprämie zur Folge hatte. 

Da die US-Staatsanleihen (UST) und die Hypotheken-Bonds (MBS) der staatlichen Finanzierungsgesellschaften nicht vollkommene Substitution für andere Anlagen darstellen, hat auch das Anleihekauf-Programm (LSAP) der Fed dazu beigetragen, dass die Laufzeitprämie nach und nach gesunken ist, was im Grunde genommen mit dem trägen Wirtschaftswachstum zu tun hat. Die niedrige Laufzeitprämie sagt heute viel darüber aus, dass die Wirtschaft schwer angeschlagen ist. Erholt sich die Konjunktur, steigen die kurzfristigen Zinsen. Dann steigt auch die Laufzeitprämie.

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