Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat am Sonntag ihren Jahresbericht (Annual Report 2012/2013) veröffentlicht. Die als Zentralbank der Zentralbanken geltende internationale Institution des Finanzwesens ist in den vergangenen Jahren mit Vorurteilen in konzentrierter Form aufgefallen:
Die Zinsen müssen angehoben
werden, weil sonst die Rohstoffpreise steigen und die Inflation durch die Decke
schiesst. Die Rohstoffpreise sind abrupt gesunken und die Inflation ist so
niedrig, dass eher genau das Gegenteil, d.h. Deflation eine Gefahr darstellt.
Nachdem der rasche Anstieg der Inflation ausgelieben ist, ist die BIZ dazu
übergegangen, vor Blasen am Anleihemarkt zu warnen. Ein weiteres bizarres
Argument lautet, dass das niedrig verharrende Zinsniveau den Regierungen den
Druck nehme.
Heute wiederholt die BIZ die inzwischen durch die empirisch widerlegten Argumente zu Gunsten von
Austerität. Die BIZ erkennt zwar Bilanz-Rezession und Schulden-Überhang an,
aber plädiert dafür, dass sowohl der öffentliche als auch der private Sektor
sofort die Schulden abbauen sollen. Hello? Wo soll die Nachfrage herkommen,
wenn alle gleichzeitig sparen? Eine Volkswirtschaft kann nicht als Ganzes
ansparen. Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen. Jemand muss das
angesparte Geld immer aufnehmen, um zu investieren. Die Ausgaben des einen sind
die Einnahmen des anderen.
Antonio Fatas schreibt in seinem Blog dazu, dass einige Argumente im Jahresbericht der BIZ auch im
Vortrag von Raghuram Rajan vorgestellt werden. Die Argumente enthalten eine Reihe von
Ungereimtheiten, hebt der an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Der Kern der Argumente ist so,
dass sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik zwar notwendig waren, aber inzwischen
zu weit gegangen seien, weil sie sich als unwirksam erwiesen hätten. Das Wirtschaftswachstum
werde dadurch abgebremst und im Hinblick auf die Zukunft Unsicherheit
geschaffen.
Taylor Rule, Graph: BIS, Annual Report 2012/13
Fatas unterstreicht, dass die
Kritik seitens BIZ auf die geringe Nachfrage hindeute, aber dann zum Schluss
komme, dass es nicht ausreiche, die Nachfrage anzukurbeln, weil die Probleme
angeblich struktureller Natur seien.
Fatas sagt, dass die Darlegung
der BIZ durch Beweise nicht gestützt werde und interne Konsistenz vermissen
lasse. Wie ist eine Rezession anzupacken, wenn die Wirtschaft unter dem
Produktionspotenzial verbleibt? Selbst wenn die Produktionslücke (output gap) sich nicht weiter ausweiten
sollte, ist es ein Fakt, dass das Potenzialwachstum unterausgelastet ist. Die
BIZ scheint sich aber darum nicht zu kümmern. Die Argumente zu Gunsten von
geld- und fiskalpolitischen Impulsen werden mit dem Hinweis auf „strukturelle Probleme“
ignoriert. Das stimmt aber nicht, hält Fatas fest. Diejenigen, die für Stimulus
plädieren, erkennen an, dass es Spielräume für strukturelle Reformen gibt, aber
es ist eine Frage des Timings, erklärt Fatas weiter.
Fazit: Man hat das Gefühl,
dass es sich aus Sicht der Ökonomen um eine vertane Krise handelt, um aus
eigenen Fehlern zu lernen.
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