Ein ehemaliger Hedge Fonds Manager hat neulich die Behauptung aufgestellt, dass die US-Notenbank das Schatten Banken System „auspresse“. Der Ankauf von Wertschriften durch die Fed am offenen Markt erwürge die Erholung der Wirtschaft statt zu fördern, lautet das Argument weiter. Stimmt es? Mit einem Wort nein, wie kürzlich in diesem Blog begründet wurde. Denn wer so argumentiert, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht.
David Beckworth nimmt nun in seinem Blog dazu Stellung. Die Hauptgründe für die
Verknappung von sicheren Finanzanlagen (safe
assets) sind (1) die Zerstörung und die schwache Erholung der sicheren
Vermögenswerten durch den Privatsektor seit Beginn der Finanzkrise, und (2) die
erhöhte Nachfrage nach sicheren Anlagen, die in diesem Zeitraum entstanden ist.
Der an der Western Kentucky University lehrende Wirtschaftsprofessor präsentiert
die folgende interessante Abbildung, um die Bedeutung des ersten Punktes zu
unterstreichen.
Angebot an sichere Anlagen via Privatsektor
& die öffentliche Hand, Graph: Gary Gorton in: The Safe-Asset Share, Jan 17, 2012, via David Beckworth
In der Abbildung ist ein Rückgang
der durch den Privatsektor gelieferten sicheren Anlagen im Wert von fast 4‘000
Mrd. $ im Sog der Finanzkrise zu sehen. Die Käufe von Wertschriften hat mit dem abnehmenden
Angebot der sicheren Anlagen durch den Privatsektor nicht direkt zu tun.
Der Rückgang des Angebots an
sicheren Anlagen hat gerade dann stattgefunden, als die Nachfrage in Folge der
Finanzkrise von 2008 anstieg. Seither sorgt eine Flut von schlechten
Nachrichten (Euro-Krise, Verlangssamung des chinesischen Wirtschaftswachstums,
Debatte über die Schuldenobergrenze, Fiscal-Cliff Disput) für eine weiterhin
erhöhte Nachfrage nach sicheren und liquiden Anlagen, genauso wie die neuen
regulatorischen Anforderungen für die Banken, mehr sichere Anlagen zu halten. Das
ist laut Beckworth die Entwicklung, die das Schatten Banken System im Griff
hat.
Dennoch ist es richtig, dass die
Fed mit LSAP die Sicherheiten (collateral) im
Schatten Banken System (shadow banking
system) drückt, um auf diese Weise die private Produktion von sicheren
Anlagen zu katalysieren. Die LSAP soll also die Wirtschaft ankurbeln und einen Anstieg der Preise der
Vermögenswerte verursachen. Dies wiederum soll die aktuelle Nachfrage nach und
das Angebot von financial intermediation
erhöhen.
Unternehmen mit AAA-Rating
könnten nämlich mehr Bonds ausgeben, um in Erwartung höherer Nachfrage in
Zukunft Produktionskapazitäten aufzubauen. Finanzunternehmen dürften folglich im
Angesicht des sich verbessernden Ausblicks der Wirtschaft mehr Kredite
bereitstellen. Das ist der Punkt, der dynamische Effekt von LSAP, den die
Kritiker wie Kessler übersehen.
Das Potenzial von LSAP, den
Aufbau von sicheren Anlagen durch den Privatsektor zu fördern, ist nicht
einfach theoretisch. Es scheint bereits stattzufinden: Abenomics in Japan. Aber auch in den USA mittels QE2 und QE3. Die folgende
Abbildung zeigt die Schaffung von privaten sicheren Anlagen durch die
QE-Politik.
LSAP und Angebot an sichere Anlagen via Privatsektor, Graph: Gary Gorton in: The Safe-Asset Share, Jan 17, 2013, via David Beckworth
„M4 minus“ is M4 minus
US-Treasury Bills. Die Messgrösse umfasst das Angebot an sicheren
privaten Anlagen. Wie in der Abbildung zu erkennen ist, ist das Angebot an
privaten sicheren Anlagen unter QE2 und QE3 gestiegen.
PS: Divisia M4 is eine breite Geldmenge, einschliesslich der Geldmarktpapiere wie
z.B. Commercial Papers, handelbare CDs und T-Bills.
Und QE3 ist noch voll im Gang und fördert weiterhin die Schaffung von privaten sicheren
Vermögenswerten. Der jüngste Anstieg der Rendite der US-Staatsanleihen deutet
darauf hin, dass eine Umschichtung stattfindet, weg von US-Treasury Bonds ab in
die privaten sicheren Anlagen. Es ist jedoch ein langer Weg, wie Beckworth
darlegt, bis genug private sichere Anlagen da sind,um die Vollbeschäftigung
beim nominalen BIP-Wachstum (NGDP) wiederherzustellen.
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