Mittwoch, 19. Juni 2013

Ist Inflation ein Wild Card?

Während die Renditen der US-Staatsanleihen in den vergangenen Wochen in Folge der Tapering-Debatte angestiegen sind, deuten die aktuellen Inflationsdaten darauf hin, dass das Inflationsziel (2%) nach wie vor unterboten wird. Die Inflation bleibt zu niedrig, was nahelegt, dass die Fed das Anleihekauf-Programm noch fortsetzen kann, wie Ben Bernanke heute im Anschluss der Zinsentscheidung bekannt gab.

Der amerikanische Konsumentenpreisindex (CPI)  im Mai: Allgemeine Inflation: 0,1% (1,4% annualisiert) und Kern-Inflation 0,2% (1,7% annualisiert).

Einige Fed-Funktionäre haben sich in den vergangenen Monaten zu Wort gemeldet, dass die Fed damit beginnen soll, die Anleihekäufe zu reduzieren. Begründung: Die Konjunkturdaten verbessern sich. Daher seien keine geldpolitischen Impulse mehr nötig.

Die Fed versucht, mit der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) v.a. die Zinsen am langen Ende der Ertragskurve zu drücken. Ziel ist, die Schuldenlast abzumildern. Unternehmen, die sich aufgrund der schwachen Nachfrage zurückhalten, sollen dadurch zu Investitionen animiert werden. Und Anleger sollen in riskantere Anlagen umschichten. So soll der Konsum via Vermögenseffekt angekurbelt werden.

Die Tatsache, dass die Inflation unter dem Zielwert verbleibt, schafft keine Abhilfe, die Unsicherheit über den weiteren Kurs der Geldpolitik abzubauen, wie WSJ berichtet.


Allgemeine Inflation und Kerninflation PCE, Graph: Prof. Tim Duy

Ist Inflation also als ultimo ratio ein Wild Card?

Mit anderen Worten: Brauchen die USA eine etwas höhere Inflation für die rasche Erholung der Wirtschaft? Wie Paul Krugman (a higher inflation target) haben sich auch Greg Mankiw und Ken Rogoff (6% Inflation für ein paar Jahre) Olivier Blanchard in der frühen Phase der Krise zu Gunsten einer Zeitperiode von relativ hoher Inflation geäussert.

Aber auch Ben Bernanke, bevor er Fed-Präsident wurde, trat mit Bezug auf Japans Problem für höhere Inflation als Lösung ein. 

Wenn die Geldpolitik zu kurz greift und die (expansive) Fiskalpolitik abgeblockt wird, können steigende Preise dafür sorgen, dass auch das nominale BIP steigt (nominal = real + inflation). Da die Schuldenquote ein Bruch ist (Schulden dividiert durch BIP), würden Schulden abgebaut. Da die Investoren seit einer langen Zeit keine deutlich höhere Zinsen fordern, ist die Idee heute auf alle Fälle von praktischer Bedeutung.

3 Kommentare:

Hardy hat gesagt…

"Wie Paul Krugman (a higher inflation target) haben sich auch Greg Mankiw und Ken Rogoff (6% Inflation für ein paar Jahre) Olivier Blanchard in der frühen Phase der Krise zu Gunsten einer Zeitperiode von relativ hoher Inflation geäussert."

Wenn das - die Inflationssteuerung - doch nur so einfach wäre. In Europa (und 20 Jahre in Japan)schafft man es nicht einmal, von 0% auf 2% zu kommen, da wollen diese Spezialisten einige Jahre lang 6% erzeugen?? Modelle in Köpfen - das ist schon manchmal ein Problem.

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

Nicht vergessen: Japan hat den Fehler begangen, geldpolitische Impulse frühzeitig zurückzunehmen, einmal 1997 unter der Regierung Hashimoto, und dann 2001 nocheinmal unter der Regierung Koizumi. Die USA haben denselben Fehler 1937 unter der Regierung Roosevelt gemacht. Die Stimulierungsprogramme wurden zu früh rückgängig gemacht. Es geht schliesslich darum , die Nachfragelücke zu füllen, während der Prozess des Schuldenabbaus (deleveraging) anhält. Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen. Eine Volkswirtschaft kann nicht als Ganzes ansparen.

Hardy hat gesagt…

Mag ja alles sein; den Hinweis, dass eine VW nicht als Ganzes sparen kann ist jedoch bei diversen Politikern, Journaillisten und Professoren wirkungslos abgeprallt.
Worum es geht: Diese Spezialisten (Rogoff, Mankiw, Krugman et al) modellieren sich eine Welt und als Resultat wird ausgespuckt, dass (bspw.) 4-6% Inflation über 5 Jahre am besten wäre. Meine Entgegnung: Die Notenbanken schaffen es nicht mal, von 0 auf 2% zu kommen. Wie wollen die dann ein solch enges Inflationsband zeitlich genau umsetzen? Es bleibt dabei: Modelle und die Realität - wenn die kollidieren, ist die Realität schuld.