Freitag, 23. Oktober 2015

Unkonventionelle Negativzinsen

Im Anschluss an die Pressekonferenz von Mario Draghi, dem EZB-Präsidenten ist die Rendite der Schweizer Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit auf minus 0,33% gesunken, wie die FT aus London mit der folgenden Abbildung meldet: ein neues Rekordtief.

Was ist passiert? Die EZB hat angedeutet, das Anleihe-Kaufprogramm auszuweiten. Obendrauf hat Draghi eine Verschärfung der Negativverzinsung (heute: minus 0,20%) der Guthaben der Banken bei der EZB in Kürze nicht ausgeschlossen.



Rendite der Schweizer Staatsanleihen (CHF) mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: FT



Fest steht, dass die Schweiz ohne Negativzinsen (minus 0,75%) und Mindestkurs (der im Januar 2015 aufgehoben wurde) eine viel tiefere Rezession erlebt hätte.

Was die gegenwärtige Entwicklung zeigt, ist, wie schwer es ist, den Deflation-Wirbel zu bekämpfen, wenn eine Volkswirtschaft in einen solchen Strudel á la Japan in den 1990er Jahren gerät.

Damit wird deutlich, dass die Kürzung der Staatsausgaben in einer angeschlagenen Wirtschaft im Allgemeinen keine gute Idee ist. Denn es geht nicht nur um den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern um die Gefahr, endgültig in eine Deflationsfalle zu geraten, zumal die Schweiz seit geraumer Zeit unter double-deflation leidet: eine negative Inflationsrate und ein negativer BIP-Deflator.



Der überbewertete Schweizer Franken, Graph: Bloomberg


Die Bereitschaft, die Gürtel enger zu schnallen und fiskalpolitische Seriösität an den Tag zu legen, erweist sich in einer solchen Situation als Weg in die Stagnation. Im Fall der Schweiz kommt ein zusätzlicher Faktor dazu: Schweizer Franken wird als sicheren Hafen in Krisenzeiten gehandelt.

Der jüngste Beschluss der Schweiz, die Ausgaben  der öffentlichen Hand zu kürzen, kann sich vor diesem Hintergrund leicht als Torheit erweisen. Es ist auf die pathetische Besessenheit (Schuldenbremse, Schwarze Null usw.) der europäischen Entscheidungsträger von Haushaltskonsolidierung zurückzuführen.








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