Der symbolträchtige VW-Skandal für den berühmten
Export-Sektor ist keineswegs die grösste Herausforderung der deutschen
Wirtschaft, schreibt FT in einem lesenswerten Artikel am Montag.
Exporteure mögen sich zwar als flexibel genug
erweisen, den Nachfrage-Schock im Aussenhandel irgendwie anzupacken. Aber die
besondere Abhängigkeit der Wirtschaft vom export-orientierten Modell macht
Deutschland für längerfristige Underperformance
anfällig, so das Narrativ weiter.
Die besagte Flexibilität hat sich aber ausgerechnet
im Rahmen eines bestimmten Modells, das auf den Export angewiesen ist,
entwickelt, mit dem Ziel, das Wachstum anzukurbeln.
Das wiederum hängt von der
Lohnzurückhaltung ab, um die Wettbewerbsfähigkeit zu pflegen, auch wenn das
Ganze auf Kosten von Realeinkommen geht, das heisst zu Lasten der
Binnennachfrage, was Behörden bewusst sein muss.
Es ist auf alle Fälle sehr interessant, den
gesamten Zusammenhang kurz und bündig in einer seriösen Zeitung mit einem
international guten Ruf zu lesen. Zur
Erinnerung: Heiner Flassbeck
behandelt diese Thematik seit Jahren in seinem Blog vertieft analytisch.
Sectoral financial balances in Germany (1995-2014),
Graph: Heiner Flassbeck, Vortrag “Europain der Krise”, Düsseldorf am 1. Oktober 2015
PS: Alle
sparen: private Haushalte, Unternehmen und die öffentliche Hand. Nur das
Ausland verschuldet sich. Wir sollen die Gürtel weiter enger schnallen. Die
anderen sollen über ihre Verhältnisse leben.
Trotz des sich andeutenden Abschwungs der
chinesischen Wirtschaft lässt sich momentan kein Anzeichen eines Überdenkens in
Sachen einseitig export-orientiertes Wirtschaftsmodell Deutschland erkennen,
berichtet die britische Zeitung weiter:
Die deutsche Regierung sieht keine Notwendigkeit,
durch fiskalpolitische Lockerung die Binnennachfrage, die ja in der Eurozone
auch in der ersten Hälfte des Jahres 2015 unter dem Niveau von 2008 liegt,
wiederzubeleben. Ganz im Gegenteil: Das erklärte Ziel ist eine “Schwarze Null”,
auch wenn die Zinsen im Markt auf null liegen.
Leider gibt es kaum Veränderung im deutschen
Konsens, dass Überschüsse im Haushalt und der Leistungsbilanz eine Quelle der
ökonomischen Stärke gelten.
Wie Fabian Fritzsche in einem Beitrag in WirtschaftsWunder
betont, eignet sich das deutsche Modell für den Rest der Eurozone nicht, weil
die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen sind.
Nicht alle Länder in der Eurozone können sich gleichzeitig
einen Überschuss im Aussenhandel erarbeiten. Das ist die einfache Buchhaltung,
nicht einmal komplexe makroökonomische Theorie.
Wenn Deutschland also weiter unter seinen
Verhältnissen leben will (sprich: Überschuss im Aussenhandel), mit einer
Schwarzen Null, d.h. keine Kreditaufnahme, braucht es andere Länder, die Schulden
machen. Ein Leistungsbilanzüberschuss von 255 Mrd. EUR (8,5% des BIP) bedeutet
nämlich, dass das Ausland sich in dieser Grössenordnung verschulden muss.
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