Die Niedrigzinsen sind eine Folge der
realwirtschaftlichen Situation. Die Fed legt zwar die kurzfristigen Zinsen
fest. Aber die Geldpolitik ist der primäre Bestimmungsfaktor der Inflation und
Inflationserwartungen.
Worauf es ankommt, ist der Realzins (d.h. der um
die Inflation bereinigte Zinssatz). Und die Fed hat einen begrenzten und
vorübergehenden Einfluss darauf. Der Realzins ist vom Verlauf der Wirtschaft
(den Aussichten des Wachstums) abhängig.
Die Fed steuert die Fed Funds Rate, den
Tagesdurchschnittszinssatz für täglich fällige Kredite zwischen den Banken. Und
die Fed Funds Rate, der sog. Leitzins ist in den vergangenen Monaten jeweils am
Monatsende stark gesunken, wie das WSJ mit der folgenden Abbildung zeigt.
0,05% ist die Untergrenze, die die US-Notenbank in
Sachen Fed Funds Rate seit geraumer Zeit aufrechterhalten will, während sie
sich anschickt, die Zinsen zum ersten Mal seit 2006 zu erhöhen.
Fed Funds Rate; starke Rückfälle jeweils am
Monatsende, Graph: WSJ
Die Rückgänge werden vom Wunsch der
Finanzinstituten, die jeweils am Monatsende vor der Publikation von
Finanzberichten vermehrt Cash halten wollen, verursacht. Und das bedeutet eine
Abnahme der Nachfrage nach Kreditaufnahme am Fed Funds-Markt.
Das Absinken der Fed Funds Rate unterstreicht die
Herausforderungen für die Fed, in einem Marktumfeld, das sich seit der
Finanzkrise von 2008 dramatisch verändert hat, die Zinsen zu erhöhen.
Die Schwankungen deuten darauf hin, dass die Fed
vor einer schwierigen Aufgabe steht, weiter zu fahren, wenn sie erst einmal beschliesst,
die Zinsen zu erhöhen.
Die Zinsen können nicht per Verordnung
steigen, wenn die Inflation (zu) niedrig ist, es keinen Lohndruck gibt, und das
Wachstum sich träge entwickelt. Der aktuelle Zinssatz liegt heute nach dem Modell von Knut Wicksell über dem natürlichen Zinssatz. Das heisst, dass die Zinsen
nicht künstlich niedrig liegen oder künstlich niedrig gehalten werden.
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