Banken und ihre Lobbyisten beschweren sich seit
längerer Zeit über die niedrigen Zinsen. Und viele Leute (v.a. Investoren) scheinen
tatsächlich zu denken, dass die Banken davon profitieren, wenn die Zentralbank
den geldpolitischen Kurs strafft.
Das heisst, dass eine Zinserhöhung unmittelbar Banken
zu Gute kommt. Stimmt es? Die BIS,
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit Sitz in Basel hat kürzlich eine
inzwischen viel zitierte Studie vorgestellt.
In einigen Fällen mag es zutreffen, dass die
Niedrigzinsen nachteilig auf die Gewinne von Banken auswirken, aber im
allgemeinen nicht, schreiben Cecchetti
und Schoenholtz in einem
lesenswerten Beitrag in ihrem gemeinsam verwalteten Blog.
Was wir wissen, ist, dass die Banken und die
Wirtschaft gemeinsam leiden und es gemeinsam gut haben. Fed Präsidentin Janet
Yellen hat am 27. September 2015 den Beschluss, die Zinsen nicht zu erhöhen, so
begründet, dass die jüngsten globalen wirtschaftlichen und finanziellen
Entwicklungen die Wirtschaftstätigkeit zurückhalten.
Netto Zinsmargen der US-Banken, Graph: Cecchetti and Schoenholtz in Money and Banking
Ob die Straffung des geldpolitischen Kurses die Banken
per se unterstützen, kann mit zwei Arten von Möglichkeiten beantwortet werden,
unterstreichen Cecchetti und Schoenholtz:
(1) Was berichten die Banken in ihren
veröffentlichten Büchern, wie ihre Ergebnisse und Profitabilität von der Wende
in der Geldpolitik beeinflusst werden? Das ist, was die BIS im Grunde genommen mit ihrer Studie
untersucht.
(2) Wie wirkt sich die Geldpolitik auf den wahren Nettowert bzw.
die Finanzstabilität der Banken aus?
Cecchetti und Schoenholtz wollen vor diesem
Hintergrund die drei möglichen Veränderungen auf der Ertragskurve (yield curve)
überprüfen, um Veränderungen der Zinsen auf die Performance der Banken zu
analysieren.
(a) eine
flache Ertragskurve: Die Zinsen steigen am kurzen Ende, aber sie bleiben am
langen Ende unverändert,
(b) eine
steile Ertragskurve: Die Zinsen steigen am langen Ende und bleiben am kurzen
Ende unverändert,
(c) die Neigung
der Ertragskurve bleibt unverändert: Die Zinsen verschieben sich am kurzen und
langen Ende parallel.
Wichtig ist, zu erkennen, dass höhere Zinsen i.d.R.
mit einer Abflachung der Zinsstrukturkurve (yield
curve) einhergehen und ein Anstieg der Zinsen nach einer langen Zeitperiode
von Niedrigzinsen erhöhte Volatilität mit sich bringt.
Die ersten zwei dieser genannten Mechanismen
sprechen daher gegen die Banken, da sowohl die Rentabilität als auch der
Nettowert der Banken davon negativ tangiert werden. Der dritte Mechanismus, der
mit Zinsen überhaupt nichts zu tun hat, kann hingegen Banken helfen.
Warum denken aber die Leute, dass eine Zinserhöhung
durch die Fed Banken helfen würde?
Eine mögliche Antwort ist, was auch die anfangs
zitierte BIS-Studie betont, dass die Banken die Einlagezinsen (deposit rates) nicht ausreichend senken
können, um ihre Zinsspanne (interest rate
spread) beizubehalten, während die Kreditzinsen (lending rates) fallen.
Aus dieser Perspektive müssten die Banken die
Einlagezinsen nicht erhöhen, wenn ihre Zinsmargen und Rentabilität wieder
steigen würden, für den Fall, dass die Zentralbank die Zinsen erhöht. Das bedeutet
anderseits, dass die Einlagezinsen möglicherweise nach unten starr sind und
dass die Anleger nicht aktiv nach höheren Renditen suchen, wenn Marktzinsen
steigen.
Finanzkrisen sind häufig deflationär, sodass sie
mit einem Absturz der Zinsen einhergehen, wo die Zinsstrukturkurve steiler
wird. Der Zweck der Zinssenkung durch die Notenbanken ist dabei, Unterstützung
für die zusammenbrechende Wirtschaft und das angeschlagene Finanzsystem
bereitzustellen, nicht den Banken eine zusätzliche Last aufzubürden.
Wenn höhere Zinsen tatsächlich einen positiven
netto Effekt auf den Gewinn und das Eigenkapital der Banken hätten, hätten die
Zentralbanken weit weniger Grund, die Geldpolitik in Krisen zu lockern, lautet
das Fazit von Cecchetti und Schoenholtz.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen