Die Inflation ist negativ. Der BIP-Deflator ist
negativ. Die Produktionslücke ist negativ. Und die negative Rendite der CHF
Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist gerade in dieser Woche auf ein neues
Rekordtief gefallen: minus 0,33%. Doch die Schweiz will sparen.
Die Ausgaben für Bildung & Forschung und die
internationale Zusammenarbeit werden gestrichen. Auch die soziale Wohlfahrt ist
davon betroffen.
Eine Sparpolitik trifft diejenigen Menschen unten
auf der Einkommensleiter deutlich stärker als diejenigen oben, weil sie weniger
auf staatliche Leistungen angewiesen sind.
Angesichts der folgenden Abbildung, die financial balance der Schweiz in der
jüngsten Vergangenheit im Vergleich zum Verlauf der Notenbankgeldmenge (monetary base) zeigt, drängt sich keine
Frage auf Sparsamkeit.
Switzerland’s financial balance versus monetary
base, Graph:
ACEMAXX-ANALYTICS, snb.data.ch
Die Schweiz wendet zwar seit 2003 eine
Schuldenbremse an. Das Ziel ist es aber nicht, die Verschuldung abzubauen,
sondern lediglich über den Konjunkturzyklus hinweg konstant zu halten.
Die Vorschrift mag in der Verfassung verankert
sein. Aber was heute verschwenderisch ist, ist die Ausgabenkürzung, angesichts
der Tatsache, dass auf mehrere Jahre hinaus schwaches Wirtschaftswachstum und
Arbeitslosigkeit droht.
SNB’s inflation forecast and observed inflation, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS, snb.data.ch
Eine anhaltede Arbeitslosigkeit vernichtet eine
potenzielle Wirtschaftsleistung in Zukunft, weil damit eine Erosion des
Humankapitals einhergeht.
Switzerland’s money multiplier, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS, snb.data.ch
Auch Ben
Bernanke, der frühere Fed-Präsident nennt in einem aktuellen Gespräch mit
Martin Wolf (FT Lunch) die liquidationistische Idee (á la Mellon) der
neoklassischen Schule “wahnsinnig”, nicht in den Markt einzugreifen, weil
Volkswirtschaften angeblich von Natur aus dazu neigen, wieder ins Gleichgewicht
zu kommen.
Switzerland’s core Inflation and trimmed-mean
inflation, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS, snb.data.ch
Eine fiskalische Kontraktion wirkt kontraktionär.
Mit Ausgabensenkungen lässt sich keine öffentlichen Defizite abbauen, wie die
empirische Erfahrung zeigt.
Kuscht die Schweiz vor Wolfgang Schäuble? Der deutsche Finanzminister hat schliesslich auch
dafür gesorgt, dass Bankkundengeheimnis in der Schweiz abgeschafft wurde. Es
war Schäuble, der vor ein paar Monaten gesagt hatte, dass es besser für
Frankreich wäre, dass es zu Reformen gezwungen würde.
Swiss interest rates, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS, snb.data.ch
Austerity-Bullying ("Schwarze Null") macht allem Anschein nach an der
Grenze der Eurozone nicht Halt, wenn ein Nicht-Mitglied-Land im Handel und
Kapitalverkehr mit der EU eng verflochten ist. Auch die Schweiz wird von der
Defizitbesessenheit Europas angesteckt.
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