Donnerstag, 29. Oktober 2015

Ist QE-Politik für schwache Investitionen verantwortlich?

Michael Spence and Kevin Warsh greifen in einem Artikel (“The Fed has hurt business investment”) im WSJ Ben Bernanke scharf an und behaupten, dass die QE-Politik des ehemaligen Fed-Präsidenten Unternehmensinvestitionen stark beeinträchtigt hat.

Die Offenmarktgeschäfte der US-Notenbank haben die Ausgaben angekurbelt, was nicht anderes bedeutet als eine höhere Kapazitätsauslastung. Und niedrige Zinsen stellen ohne Zweifel vorteilhafte Finanzierungskosten dar, antwortet Brad DeLong in einem Antwortschreiben in seinem Blog darauf völlig betroffen.

Was soll daran Unternehmensinvestitionen zurückhalten, so der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es ist seiner Meinung nach die Schwäche in Investitionen im Wohnungsbau, die 100% für die Schwäche in gesamten Investitionen verantwortlich ist. Hat die QE-Politik die Investitionen im Wohnungsbau verringert? Nein.

Während die Exporte gestiegen sind, bleiben die Staatsausgaben und Investitionen im Wohnungsbau gedämpft. Man braucht vor diesem Hintergrund nicht überrascht zu sein, dass die gesamten Investitionen irgendwie normal ablaufen.



Vier Bestimmungsfaktoren der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, Graph: Brad DeLong


Wenn die Autoren aber sagen wollen, dass die QE-Politik die realen Investitionen verhindert hat, dann sollen sie es auch so sagen. Das ist aber nicht der Fall, unterstreicht DeLong als Fazit, nachdem er alle Argumente von Spence und Warsh eins nach dem anderen widerlegt.

Auch Larry Summers kann es nicht fassen, dass Spence and Warsh behaupten, dass die besonders lockere Geldpolitik für die verringerten Investitionen verantwortlich ist.

Das ist die einzige verwirrte Analyse der US-Geldpolitik, die er je gelesen habe, schreibt der ehemalige US-Finanzminister in einem Artikel (“I just read the most confused critique of the Fed this year”) in WaPo.

Die Verfasser des WSJ-Artikels stellen eine Vielzahl von Behauptungen auf, dass sie laut Summers einem Trugschluss der Verallgemeinerung in Einführungsklassen der Volkswirtschaftslehre verfallen.

Mein Problem betrifft nicht die politischen Schlussfolgerungen von Spence und Warsh, obwohl er die negative Ansicht der Autoren von der QE-Politik nicht teile, so der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Sein Standpunkt betreffe vielmehr die Urteile über die empirische Grössenordnung und relative Risiken. Können die Autoren auf ein paar überprüfte ökonomische Forschungsarbeit oder statistische Studien verweisen? Er sei sicherlich offen für neue Evidenz oder Argumentation, nachdem, was alles in den letzten Jahren passiert ist, bemerkt Summers weiter.

Bis dahin möchte er die Spence-Warsh-Doktrin, dass lockere Geldpolitik die Investitionen erschwere, deshalb in die Klasse von Propositionen, die weder von der Logik noch von Beweisen gestützt wird, legen, so Summers als Abschluss.










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