Fritz
Zurbrügg, Mitglied des
Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag auf der
KOF Prognosetagung in Zürich im Rahmen eines Referats (“Geldpolitik der SNB unter neuen Vorzeichen?”) betont, dass der Negativzins zurzeit zur Sicherstellung
angemessener geldpolitischer Rahmenbedingungen für die Schweizer Wirtschaft
unabdingbar ist.
Es gebe aber auch Risiken für die Finanzstabilität:
Aufbau von Ungleichgewichten auf Kreditmärkten und bei Vermögenspreisen.
Die
Entwicklung der Hypothekarmarktzinsen scheine sich von der SNB-Zinspolitik
entkoppelt zu haben, erklärt Zurbrügg.
(1) Wenn die Nachfrage der privaten Haushalte
aufgrund von Renditeüberlegungen nach Immobilieninvestitionen steigt, entstehen
Renditen, die deutlich über jenen von alternativen Anlagen liegen.
Diese Renditedifferenz kann die Preise weiter nach oben
treiben. Deshalb muss das Segment der Wohnrenditeliegenschaften von der
Notenbank sorgfältig im Auge behalten werden.
Zinssätze von Festhypotheken, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB in: “Geldpolitik der SNB unter neuen
Vorzeichen?”, Oct 1, 2015
(2) Das zweite Risiko bestehe laut Zurbrügg aufgrund
der in einem Tiefzinsumfeld sinkenden Passivmargen.
Schweizer Hypotheken im Verhältnis zum BIP, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB in: “Geldpolitik der SNB unter neuen Vorzeichen?”, Oct 1, 2015
Es betrifft Zinsänderungsrisiken und damit die
potenziellen ökonomischen Verluste der Bank. Konkret: Die Gefahr, dass die
Fristenkongruenz vergrössert wird.
Depositen- und Geldmarktsätze, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB in: “Geldpolitik der SNB unter neuen
Vorzeichen?”, Oct 1, 2015
(3) das dritte Risiko droht, dass auch Nichtbanken
wie Versicherungen und Pensionskassen Hypothekarkredite vergeben und damit den
Wettbewerbsdruck auf die Banken erhöhen.
Schmälerung des Gewinns kann u.U. den Kapitalbedarf
der Banken erhöhen. Wenn die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems dadurch
abnimmt, können sich die Risiken für die Finanzstabilität erhöhen.
Effektiver CHF-Wechselkurs, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB in: “Geldpolitik der SNB unter neuen
Vorzeichen?”, Oct 1, 2015
PS:
Niedrigzinsen machen Banken zu schaffen, hören wir
in diesen Tagen öfters. Kosten übersteigen Erträge. Die Notenbanken sollen die
Zinsen endlich erhöhen.
Der netto Zinsertrag der Banken korreliert positive
mit der Höhe der kurzfristigen Zinsen, schreibt BIS in einem neulich
veröffentlichten Working Paper (“The
influence of monetary policy on bank profitability”) im Oktober.
Es ist der sog. Endowment Effect, so die BIS (Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich) weiter: Wenn der Abschlag auf Marktzinsen kleiner wird,
erhöht die Straffung der geldpolitischen Zügeln den netto Zinsertrag der
Banken.
Es ist also wirklich im Interesse der Banker, eine
Straffung der Geldpolitik zu fordern, auch wenn es angesichts des Zustands der
Wirtschaft unangemessen ist, wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Banker sehr kurzfristig orientiert sind, wegen der saftigen Bonus, die winken.
Fazit: Es ist die politische Ökonomie der
Geldpolitik: follow the money.
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