Ewald Nowotny hat am Donnerstag gesagt, dass die EZB das Inflationsziel deutlich unterschreite. Richtig.
Die Begründung des Chefs der Österreichishen
Nationalbank lautet, dass die ungewöhnlich niedrige Inflation in der Eurozone
v.a. auf die günstige Energiepreise zurückzuführen sei. Falsch.
Weil auch die Kerninflation (d.h. Inflation ohne
die schwankungsanfälligen Energiepreise) deutlich unter 2% verläuft, dem
Zielwert der EZB. Die aktuellen Daten dazu (core inflation) wurden von der Eurostat
am Freitag veröffentlicht: 0,5% monatlich und 0,9% annualisiert.
Bemerkenswert ist aber, dass Nowotny selbst vor ein
paar Wochen gesagt hatte, dass die Kerninflation auf ein “Gleichgewicht”
hindeute. Das ist bei allem Respekt abwegig.
Das Mitglied des EZB-Rats spricht ferner für strukturelle Massnahmen seitens der nationalen Regierungen in der Eurozone, um
das Wirtschaftswachstum über eine höhere Nachfrage bei Firmen und Konsumenten
anzukurbeln.
Immer die alte Leier: Das ist die Ideologie, die die Probleme auf der Nachfrage-Seite, mit Massnahmen auf der Angebot-Seite lösen will.
Euro Raum Inflation, Graph: Peter Praet, EZB, Oct 8, 2015
Das Problem ist die verfehlte Wirtschaftspolitik
der EU, um es zum wiederholten Mal zu betonen: Austerität und internal devaluation.
Die neoliberal
geprägte wirtschaftspolitische Haltung der europäischen Entscheidungsträger
erlaubt es der öffentlichen Hand wider besseres Wissen nicht, bei Zinsen nahe
null (zero lower bound) Kredit
aufzunehmen, um mit Investitionen z.B. in Infrastruktur, Bildung, und Umweltschutz
die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen.
The volatility of 10y German Bund trade, Graph: Bloomberg
Der Markt erwartet, dass die EZB in Kürze monetary stimulus erhöht.
Keine vernünftige Regierung kann es sich heute
leisten, bei Null-Zinsen im Markt die Ausgaben zu kürzen. Wie Larry Summers in einem lesenswerten
Artikel (“Global economy: The case for
expansion”) in FT vergangene Woche unterstrichen hat, ist es Zeit,
dass die Entscheidungsträger sich von der “structural
reform”-Rhetorik trennen und fiscal
stimulus annehmen.
Staatsausgaben, Graph:
Larry Summers in FT in: “Global economy: The case for expansion”, Oct 7, 2015
Wer die Löhne im Privatsektor, wo der
Schuldenabbau-Prozess (deleveraging)
noch anhält, weiter nach unten drückt und die öffentliche Hand zur
Ausgabenkürzung verdammt, kann noch lange warten, bis die Inflation steigt.
Ohne Lohnwachstum und höhere Preise gibt es keine Inflation, wenn v.a. die
Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Die Entscheidungsträger in Europa
sollen sich an die eigene Nase fassen. Mittels Merkantilismus lässt sich kein
Ausgleich in der Eurozone erreichen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen