Mittwoch, 21. März 2012

Ben Bernanke zerlegt Goldstandard

Ben Bernanke kommt an die Uni zurück und erklärt Studenten, wie die Zentralbanken funktionieren und welche Rolle sie in einer Krise spielen.

Der Chef der US-Notenbank Fed hat gestern mit seinen Gastvorlesungen an der George Washington University angefangen.

Was ist eine Zentralbank? Steht auf der ersten Folie, die Bernanke präsentiert. Eine Notenbank hat für die Stabilität zu sorgen, sowohl was die Wirtschaft, als auch was das Finanzsystem betrifft.

In der ersten (Lecture 1) im Internet live übertragenen Vorlesung („Origins and Mission of the Federal Reserve“) hebt Bernanke hervor, dass eine Notenbank über drei wichtige Instrumente verfügt: (1) Zinspolitik: Die Zentralbank erhöht (beim Aufschwung) und senkt (beim Abschwung) die Zinsen, (2) Liquiditätssteuerung (lender of last resort) und (3) Regulierung des Finanzmarktes.

Besonders bemerkenswert waren Bernankes Aussagen über den Goldstandard.  Der Fed-Präsident hat u.a. geschildert, dass man, um einen Goldstandard zu haben, in z.B. Südafrika nach Gold graben und es dann in einen Keller in New York legen müsse. Das sei unsinnig.


Goldstandard, Graph: Prof. Ben Bernanke in: “Origins of the Federal Reserve: Economic Stability Concerns”, March 20, 2012

Im Goldstandard werden alle Währungen miteinander verknüpft, was dazu führe, das Problem eines Landes in das andere übertragen werde, genau so wie die US-Geldpolitik heute nach China übertragen werde, weil die chinesische Führung den Yuan an den US-Dollar gebunden hat. Wenn z.B. Grossbritannien die Anzahl von Pfund an eine Unze Gold bindet und die USA die Anzahl von Dollar an eine Unze Gold verknüpft, dann wären Pfund und US-Dollar unvermeidlicherweise aneinander gebunden.

Goldstandard schafft Deflation, wie William Jennings Bryan bemerkt hatte. Es gab eine Redewendung: „Kreuz aus Gold“ (cross of gold). Es bedeutet, dass die Bauern, die ihre Schulden in Gold festhalten, sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn die Rohstoffe an Kaufkraft verlieren.

Der Goldstandard führt tendenziell dazu, dass die Zinsen während eines konjunkturellen Abschwungs steigen und die Zinsen während eines Aufschwungs fallen, d.h. genau das Gegenteil von dem, was die Geldpolitik tun sollte.

Die Volkswirtschaft war unter dem Goldstandard viel volatiler: alle Depressionen und Rezessionen in der Vor-Fed-Phase.

Der einzige Weg, damit der Goldstandard funktioniert, ist, wenn die Menschen überzeugt sind, dass die Zentralbank sich nur um die Beibehaltung des Goldstandards kümmert. In dem Moment, wo es einen Hauch von einer anderen Priorität gibt (z.B. Senkung der Arbeitslosigkeit), fällt das System in sich zusammen.

Im Goldstandard bleiben Zentralbanken für spekulative Stürme anfällig, weil sie gewöhnlich nicht alles an Gold besitzen.

PS: Es war eine Freude, mir die „Lecture 1“ im Internet anzuschauen. Empfehlenswert.

Lecture 2: The Federal Reserve after World War II.
Lecture 3: The Financial Crisis and the Great Recession.
Lecture 4: The Aftermath of the Crisis.

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