Die EZB hat im ersten langfristigen Refinanzierungsgeschäft (LTRO 1) 500 Mrd. Euro an Banken in der Eurozone zugeteilt.
Im zweiten langfristigen Refinanzierungsgeschäft (LTRO 2) hat sie wiederum zu einem festen Zinssatz von 1,0% 529,5 Mrd. Euro verliehen.
Die EZB hat also mit 3-Jahrestender in zwei Schritten über 1‘000 Mrd. Euro Liquidität zu sehr günstigen Konditionen gepumpt.
Funktioniert aber der Ansatz? Es gibt viele Berichte in den Medien, wonach die LTRO nicht funktioniert, weil die Gelder auf dem Konto der Banken bei der EZB landet.
„Es ist wahr, dass die Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB angestiegen sind. Aber daraus lässt sich nicht schliessen, dass die Aktion nicht funktioniert“, schreibt Frank Øland Hansen in einem Artikel („Has the ECB’s big gun put debt crisis on pause?“) in FT.
Wenn eine spanische Bank via LTRO Kredit aufnimmt, und mit dem geliehenen Geld eine Staatsanleihe von einer deutschen Bank kauft, gehen die Einlagen der spanischen Bank bei der EZB zurück. Die Einlagen der deutschen Bank, die die Staatsanleihe verkauft hat, steigen.
Nur wenn die Banken sich entscheiden, das Geld in Cash zu behalten oder wenn das Geld auf dem Konto der Regierung bei der EZB landet, würden die Einlagen bei der EZB nicht steigen.
Was ist, wenn das Geld in die Realwirtschaft geleitet wird?
Wenn die spanische Bank das Geld beispielsweise an einen Bürger verleiht, der sich damit ein Auto kauft, wird das Geld aus dem Konto des betreffenden Bürgers auf das Konto des Auto-Verkäufers in einer anderen Bank transferiert. Die Einlagen der spanischen Geschäftsbank bei der EZB werden dann zurückgehen. Aber die Einlagen der Bank des Auto-Verkäufers bei der EZB werden um denselben Betrag zulegen.
Die Tatsache, dass die Einlagen der Geschäftsbanken infolge der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (3-Jahrestender, genannt LTRO) bei der EZB steigen, sagt nicht viel darüber aus, ob die Finanzmärkte dadurch gestützt werden oder nicht.
Was ist nun? Funktioniert die LTRO-Aktion oder nicht? EZB-Chef Mario Draghi hebt hervor, dass die Banken, die die Einlagen erhöhen, nicht dieselben Banken sind, die via LTRO Gelder aufnehmen. Woran erkennt man dies? Die Risikoaufschläge (spreads) der italienischen und spanischen Staatsanleihen sind gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit infolge der LTROs erheblich zurückgegangen.
Es ist aber laut Hansen noch zu früh, die Auswirkungen der Kreditvergabe in der Realwirtschaft zu beurteilen. Seiner Meinung nach ist LTRO ein starkes Instrument, welches die EZB einsetzen kann, um die Kredit-Klemme zu bekämpfen. Mario Draghi redet in diesem Zusammenhang von „Big Bertha“ anstatt von „Bazooka“, wenn er sich auf die LTRO 1 und LTRO 2 bezieht.
Warum kauft die EZB aber die Staatsanleihen nicht direkt an? Die Frage, was und wen die Banken mit der von der EZB grosszügig zur Verfügung gestellten Liquidität finanzieren, bleibt umstritten. Hätte die EZB (als lender of last resort) die Liquidität direkt an die Staaten zugeleitet, wäre das Ergebnis nicht anders gewesen. Den Banken wären keine Erträge ohne Gegenleistung zugefallen. Die direkte Staatshilfe würde es also billiger machen, wie Heiner Flassbeck unlängst formuliert hat.
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