Marko Thoma liefert in seinem Blog seit ein paar Tagen die wichtigsten online Verbindungen (Simon Wren-Lewis, Noahopinion und Robert Waldman) zum aktuellen Thema microfoundations in der Blogosphäre.
Es handelt sich bei microfoundations um die mikroökonomische Analyse des Verhaltens der einzelnen Wirtschaftssubjekte wie z.B. der Haushalte oder Unternehmen, welche sich auf eine makroökonomische Theorie abstützt.
Die meisten früheren makroökonomischen Modelle, einschliesslich der früheren keynesianischen Modelle, basierten auf Hypothesen über die Zusammenhänge zwischen ökonomischen Aggregaten wie z.B. Output, Beschäftigung, Verbrauch und Investitionen. Kritiker und Befürworter dieser Modelle waren sich uneinig, ob die ökonomischen Grössen, die die Einzeldaten der verschiedenen Märkte für Waren, Dienstleistungen, Arbeitskräfte und Vermögensobjete zusammenfassen, mit den Grundsätzen der Mikroökonomie in Einklang stünden.
Paul Krugman bietet nun dazu in seinem Blog einige kleine Spitzfindigkeiten. Doch will sich der Träger des Wirtschaftsnobelpreises vorerst mit dem Gedanken über die Rolle der Vorhersagen in der ökonomischen Lehre auseinandersetzen.
Es geht aber nicht um Voraussagen der Art, dass das BIP z.B. im dritten Quartal mit einer Jahresrate von 1,7% steigen würde. Solche Dinge hängen von einer Vielzahl von Menge an Details und eines scharfen Blicks für die relevanten Einzelheiten ab.
Was Krugman meint, sind Vorhersagen über die Auswirkungen von grossen Schocks und v.a. in speziellen Fällen, wo die unterschiedlichen Ansätze sehr unterschiedliche Prognosen liefern.
Der anfängliche Triumph des Keynesianismus hatte viel mit der Tatsache zu tun, dass die enorme Zunahme der Staatsausgaben in der Tat zu einer höheren Produktion (output) und Beschäftigung führte. Die Staatsausgaben in Kriegszeiten veranschaulichen (noch immer) die besten Beweise für die Wirksamkeit der Fiskalpolitik, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Was in den 1960er un 1970er Jahren passierte, war, dass die Ökonomen, die über microfoundations (mikroökonomisch-fundierte Wirtschaftsanalyse) nachdachten (also diejenigen, die versucht haben, die price stickiness im Sinne des rationalen Verhaltens, zu verstehen), eine grosse Vorhersage gemacht haben: der scheinbare tradeoff zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation würde angesichts der anhaltend höheren Inflation zusammenbrechen.
Diese Vorhersage war richtig, und hatte einen grossen Einfluss, beschreibt Krugman. Das war in den Mitte 1970er Jahren ein Thema, welches v.a. von den Verfechtern der Süsswasser-Schule energisch in den Mittelpunkt gestellt wurde. Es mag sein, dass manche Menschen heute sagen, dass sie bisher Recht behielten. Könnte es aber sein, dass sie auch heute Recht haben?
Kaum. Es gab keine grossen weiteren prädiktiven Erfolge. Und in der Tat stand die äusserst kostspielige Disinflation der 1980er Jahre, welche mehr oder weniger vom modifizierten Keynesianismus vorhergesagt worden ist, mit der Sicht der Süsswasser-Ökonomen (siehe auch hier) im Widerspruch.
Fazit: Der ganze Kreuzzug der mikroökonomisch-fundierten Wirtschaftsanalyse basiert auf einem einzigen prädiktiven Erfolg, der 35 Jahre zurückliegt. Es gab seither keine wesentlichen Ergebnisse mehr.
Die Ereignisse der vergangenen drei-vier Jahre zeigen hingegen, dass eine Verdreifachung der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht zu einer hohen Inflation geführt hat. Und die riesigen Haushaltsdefizite haben die Zinsen nicht in die Höhe geschossen. Das repräsentiert laut Krugman einen prädiktiven Erfolg des IS-LM-Modells (makroökonomisch), vollkommen vergleichbar mit der Art und Weise, wie die Stagflation einen Erfolg des Makro-Modells mit Abstützung auf die microfoundations repräsentiert.
Krugman ist daher der Ansicht, dass dieses Faktum mit einer vergleichbaren Neuordnung der ökonomischen Lehre einhergehen soll.
PS:
In der Debatte über microfoundations werden ganz kurz zusammengefasst mikroökonomisch-fundierte Modelle (wie z.B. DSGE-Modell, siehe auch hier), die sich auf makroökonomische Modelle beziehen, mit „ad-hoc“-Modellen wie z.B. dem IS-LM-Modell verglichen, und zwar mit Hinblick auf die Zuverlässigkeit der ökonomischen Vorhersagen.
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