Die Republikaner sagen, dass Gas billig wäre und wir reichlich viele Arbeitsplätze hätten, wenn wir mit dem Umweltschutz aufhören und Energie Unternehmen freie Hand geben würden. Sie irren sich, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Natural Born Drillers“) in NYT.
Um ein moderner Republikaner mit Vollberechtigung zu sein, muss man daran glauben, oder vorgeben, daran zu glauben, dass zwei Wundermittel, alles, was die Wirtschaft krankt, heilen können: mehr Steuersenkungen für die Reichen und weitere Bohrungen nach Öl. Und während die Preise an den Zapfsäulen steigen, ertönt der Gesang „Drill, Baby, Drill“.
Mitt Romney behauptet, dass die Benzinpreise hoch sind, nicht wegen des Säbelrasselns um den Iran, sondern weil Präsident Obama uneingeschränkte Bohrungen im Golf von Mexiko und dem Artic National Wildlife Refuge (das nördlichste Naturschutzgebit der USA) nicht zulässt. In der Zwischenzeit erzählt Stephen Moore von Wall Street Journal, dass Amerika als Ganzes einen Job-Boom erleben könnte, genau wie North Dakota, wenn nur die Umweltschützer nicht im Wege stehen würden.
Die Ironie ist, dass diese Behauptungen gerade dann aufgestellt werden, wenn die Ereignisse bestätigen, was jeder, der selbst ausrechnet, bereits weiss, dass nämlich die US-Energiepolitik einen sehr geringen Einfluss auf die Ölpreise oder auf die allgemeine Beschäftigung hat, erklärt Krugman. Denn die Wahrheit ist, dass Amerika bereits einen Kohlenwasserstoff-Boom erlebt, während die Öl- und Gasproduktion steigt und die US-Brennstoff-Einfuhren fallen. Gäbe es eine Wahrheit in Sachen „Drill-hier-Drill-Jetzt“, würde dieser Boom zu wesentlich niedrigen Benzinpreisen führen und viele neue Arbeitsplätze schaffen. Wie vorauszusehen war, ist es aber nicht der Fall.
Warum gibt es aber einen Kohlenwasserstoff-Boom? Es hat mit Fracking (siehe auch hier) zu tun, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar. Die Kombination von horizontalen Bohrungen mit dem hydraulischen Aufbrechen von Schiefer und anderen Gesteinen mit geringer Durchlässigkeit hat grosse Reserven für Erdöl- und Erdgas-Produktion eröffnet. Infolgedessen ist die US-Ölproduktion in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen, was eine Abnahme über Jahrzehnte rückgängig macht, während die Erdgasförderung explodiert.
Angesichts dieser Expansion ist es laut Krugman schwer, zu behaupten, dass eine übermässige Regulierung die Energieerzeugung verkrüppelt habe. In der Tat macht die Berichterstattung von NYT deutlich, dass die US-Politik grobfahrlässig war: die ökologischen Kosten des Fracking wurden unterschätzt und ignoriert. Die Wahrheit ist, dass die Energie-Wirtschaft weitgehend freie Hand hat, die Öl- und Gas-Produktion im Inland auszuweiten, ohne sich um die Umwelt zu kümmern.
Es ist merkwürdig, dass, während die Erdgaspreise gefallen sind, der Anstieg der Ölproduktion und ein starker Rückgang der Importabhängigkeit die Benzinpreise daran nicht gehindert haben, in Richtung 4$ pro Gallone zu klettern. Auch hat der Öl- und Gas-Boom keinen spürbaren Impuls für eine wirtschaftliche Erholung geleistet.
Und dies besagt, dass die Preisgabe eines Freibriefs (carte blanche) an die Ölgesellschaften kein ernsthaftes Programm für Arbeitsplatzbeschaffung ist. Die Beschäftigung in der Öl- und Gasförderung ist seit Mitte des letzten Jahrzehnts um mehr als 50% gestiegen. Aber es macht nur 70‘000 Jobs aus, d.h. rund ein Zwanzigstel von 1% der gesamten US-Beschäftigung. Die Idee, dass Drill-Baby-Drill das amerikanische Beschäftigungsproblem lösen könnte, ist im Grunde genommen ein Witz.
Warum täuschen also die Republikaner etwas vor? Ein Teil der Antwort ist, dass die Partie seine Wohltäter belohnt: die Öl- und Gasindustrie schafft nicht viele Arbeitsplätze, aber gibt viel Geld für Lobbying und Wahlkampfspenden aus. Der Rest der Antwort ist einfach die Tatsache, dass die Konservativen keine anderen Ideen für die Schaffung von Arbeitsplätzen haben.
Und intellektueller Bankrott ist ein Problem, welches mit keinem Beitrag von Drilling und Fracking gelöst werden kann, fasst Krugman als Fazit zusammen.
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