Freitag, 2. März 2012

EZB Bankeinlagen: Horten Banken Geld?

Die Einlagen, die die Banken über Nacht (over-night) bei der EZB parken, ist gestern um 63% gestiegen. Die Rekordsumme beträgt mittlerweile 776,94 Mrd. Euro. Die Übernachteinlagen werden von der EZB zu 0,25% verzinst.

Die EZB hat am Mittwoch im Rahmen des zweiten langfristigen Refinanzierungsgeschäfts (3-Jahrestender, genannt LTRO) 529,5 Mrd. Euro zu einem festen Zinssatz von 1% zugeteilt. Nachgefragt hatten insgesamt 800 Banken.

Die Geschäftsbanken müssen bei der EZB eine minimale Einlage hinterlegen. Es handelt sich dabei um ein geldpolitisches Instrument der EZB zur Steuerung der Nachfrage nach Zentralbankgeld.

Deutet aber der kräftige Anstieg der Überschussreserven bei der EZB darauf hin, dass die jüngste LTRO misslungen ist, die Käufe von Staatsanleihen in der Eurozone (v.a. an der Peripherie) anzukurbeln?

Nein, nicht wirklich, wie die FT Alphaville mit Hinweis auf Dankse Bank nahelegt. Wenn eine Bank die Gelder aus der LTRO dazu verwendet, Staatsanleihen im Sekundärmarkt zu kaufen, taucht die Summe als eine Einlage bei der EZB auf, jetzt im Namen der Bank, die die Staatsanleihe verkauft hat.


Bankeinlagen bei der EZB (keine Hortung), Graph: Bank of America Merrill Lynch via FT Alphaville

Wenn eine Bank im Primärmarkt eine Staatsanleihe kauft, erscheint die Summe auch als Bankeinlage bei der EZB, wenn der betreffende Staat die Einnahmen ausgibt oder sie bei einer Privatbank anlegt.

Der Anstieg der Einlagen implizieren nicht, dass die LTRO fehlgeschlagen hat, um den Kauf (oder den Handel) von Staatsanleihen zu stimulieren. Nur wenn die von der Regierung eingenommene Summe auf das Konto der Regierung bei der EZB landet, erscheint sie nicht als Bankeinlage bei der EZB. Wenn also die Regierung sich für eine vorzeitige Abgabe der Staatsanleihen (im Sinne von frontloading) engagiert, dann würde sich ein Rückgang der Einlagen bei der EZB abzeichnen.

Der Antieg der Bankeinlagen bedeutet also nicht, dass die Geschäftsbanken Geld horten. Technisch ausgedrückt, wie Izabella Kaminska, FT Alphaville hervorhebt, nimmt die Liquidität, die von der EZB bereitgestellt wird, entweder die Form von geschätzten Mindestreservepflichten oder die Form von Netto „autonomen Faktoren“ ein.

Die durch die LTRO in das Bankensystem gepumpte Liquidität erhöht die Zentralbankgeldmenge (base money) im Umlauf und reflektiert sich, wie die EZB selbst beschreibt, entweder in den laufenden Konten (current accounts, Kontokorrent) der Banken oder als die Inanspruchnahme von Einlagefazilität der EZB, unabhängig davon, zu welchem Zweck die Banken die neu verfügbaren Gelder verwenden.

PS:

Autonomous Factors = cash in circulation, government deposits at central banks + net foreign assets of Eurozone banks.

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