Es gilt sowohl für Europa als auch für die USA, dass die Erholung der Wirtschaft aus der vergangenen Rezession sehr schwach erfolgt.
Es gibt dafür viele Gründe, warum die konjunkturrelle Erholung ungewöhnlich langsam vonstatten geht, schreibt Antonio Fatas in seinem Blog: ein angeschlagener Immobilienmarkt, Schuldenüberhang, die Angst vor Zahlungsunfähigkeit von Staaten. Einige dieser Argumente sind schwer zu quantifizieren.
Aber es gibt einen Faktor, der sich viel einfacher messen lässt: die Rolle der Sparpolitik (fiscal austerity), hebt der an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Die Tatsachen scheinen aber der seit Monaten anhaltenden Debatte zu entkommen. Es war für eine Weile üblich, die Wahrnehmung zu hören, dass die Staatsausgaben stetig steigen, wegen der aufeinander folgenden Konjunkturpakete, die die Regierungen schnüren. Was aber die Schwäche der wirtschaftlichen Erholung betrifft, gibt es in jüngster Zeit Bedenken über die mögliche Rolle der Sparpolitik, hält Fatas fest.
Der portugesische Ökonom vergleicht in diesem Zusammenhang die zwei vergangenen Rezessionen in den USA anhand von drei sehenswerten Abbildungen.
Staatsausgaben (Verbrauch und Investitionen) während der Erholungsphasen der Konjunktur aus Rezessionen (2001 und 2009), Graph: Prof. Antonio Fatas
Was dabei sehr interessant ist, ist die Analyse der Rolle des Staates, inbesondere der Investitionen und des Verbrauchs der öffentlichen Hand, wobei es zu erwähnen gilt, dass die beiden Komponenten in die BIP-Berechnung einfliessen.
Der Unterschied ist frappierend: während die Staatsausgaben während der Erholung im Jahr 2001 um rund 16% gewachsen sind (viel stärker als die anderen Komponenten des BIP), in den 11 Quartalen, die danach folgten, sind die Staatsausgaben während der Erholung im Jahr 2009 kaum gewachsen, ja sogar flach verlaufen oder gefallen sind, in den meisten Quartalen.
Fatas Analyse ist nicht eindeutig vollständig. Jeder der Variablen ist abhängig. Das Verhalten der Privatwirtschaft hängt von den Staatsausgaben ab. Wie z.B. die private Produktion auf die Staatsausgaben reagiert, ist eine Quelle der ökonomisch/politischen Debatte, wie die Antwort davon abhängt, an welche Wirtschaftstheorie man glaubt. Ob man an Multiplikator der Fiskal-Politik glaubt oder nicht.
Aber was die Debatte nicht verändern kann, ist die einfache buchhalterische Überprüfung. Im Vergleich zu früheren US-Erholungen ist die aktuelle Erholung der Konjunktur ungewöhnlich, in dem Sinne, dass die Staatsausgaben (eine Komponente des BIP) viel schwächer waren als in den früheren Erholungen. Das ist ein Faktum.
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