Donnerstag, 29. März 2012

Gibt es einen Grund für höhere Erdölpreise?


Es gibt keinen vernfünftigen Grund für hohe Ölpreise, schreibt Ali Naimi, Saudi-Arabiens Minister für Erdöl und mineralissche Ressourcen in einem Artikel („Saudi Arabia will act to lower soaring oil prices“) in FT.

James Hamilton kann sich einen Grund durchaus vorstellen, wie er in seinem Blog zum Ausdruck bringt: wenn die Ölpreise niedriger wären, würde die Welt mehr konsumieren wollen als gegenwärtig hergestellt wird.

In der Abbildung ist die gesamte weltweite Ölproduktion in den letzten Jahrzehnten zu sehen. Nach einem rasanten Zuwachs in den früheren Jahren trifft die Produktion auf eine holprige Plateau. Im November 2007, d.h. kurz vor dem Ausbruch der Rezession in den USA, wurde weltweit 84,9 Mio. Barrel Öl pro Tag hergestellt, etwas weniger als im Frühjahr 2005.

Obwohl die Produktion stagnierte, setzte die Nachfragekurve die Verschiebung fort, mit dem weitweiten BIP-Wachstum von 5,3% 2006 und 5,4% 2007, beschreibt Hamilton.

Der Konsum von Erdöl betrug allein in China 800‘000 Barrel mehr pro Tag im Jahr 2007 als im Jahr 2005. Das bedeutet, dass der Rest der Welt den Verbrauch über diesen Zeitraum verringert hat.


Erdölproduktion (weltweit), Graph: Prof. James Hamilton

Das Wachstum der Ölproduktion hat sich nach der Rezession jedoch wiederaufgenommen: Ölproduktion ist 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 2,8% gestiegen. Aber das weltweite BIP hat im selben Jahr um 5,1% zugenommen, was nahelegt, dass die Nachfrage wieder schneller als das Angebot gewachsen ist, erklärt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.

Und die Ölproduktion ist im Jahr 2011 wieder auf Schwierigkeiten gestosssen, in erster Linie aufgrund der Störungen in Libyen. Die Produktion hat sich in Libyen seither wieder erhöht, wobei einige Marktbeobachter mit einer Produktion von 1,4 Mio. Barrel pro Tag im April rechnen.

Wie viel BIP-Wachstum weltweit hätten wir im letzten Jahrzehnt in Bezug auf einen Anstieg der nachgefragten Menge nach Öl erwartet, wenn die Käufer mit keinem Preisanstieg konfrontiert worden wären? Das ist die Frage, die Hamilton aufwirft. Die Antwort lässt sich berechnen, wenn wir wüssten, wie die Einkommenselastizität der Nachfrage ist, welche den prozentualen Anstieg der Nachfrage misst, die sich aus einem 1%igen Anstieg des Einkommens ergibt.

In einer Studie („The Asymmetric Effects of Changes in Price and Income on Energy and Oil Demand“) kommen Prof. Dermot Gately und Prof. Hillard Huntington 2001 zum Schluss, dass die Einkommenselastizität im Durchschnitt 0,55 für 25 OECD-Länder (1971-1997) beträgt. Aber für die Schwellenländer und die Erdöl-exportierenden Länder (die ja für das Meiste des globalen BIP-Wachstums in den vergangenen 10 Jahren verantwortlich sind) beläuft sich die Einkommenselastizität auf 1,1 bis 1,2.


Erdölproduktion (weltweit) aktuell versus erwartet, Graph: Prof. James Hamilton

In dieser Abbildung wird die weltweite Ölproduktion dargelegt: Die blaue Kurve erpräsentiert die weltweite Ölproduktion und die rote Kurve zeigt die erwartete Ölproduktion, was die Nachfrage gewesen wäre, wenn die Ölpreise in den vergangenen 10 Jahren nicht gestiegen wären. Und mit der Annahme, dass die Einkommenselastizität weltweit 0,75 beträgt.

Der Grund, warum die aktuelle Menge, die verbraucht wird, heute auf der blauen Linie liegt als auf der roten Linie, ist, dass der Preis heute nicht derselbe ist wie 2002.

Fazit: Die Frage ist also nicht, ob es einen vernünftigen Grund für höhere Ölpreise gibt, sondern ob es einen vernünftigen Grund gibt, dass die Welt nicht 100 Mio. Barrel am Tag produziert, fasst Prof. Hamilton zusammen. Und wenn jemand die Antwort auf diese Frage kennt, dann ist es der saudische Ölminister Ali Naimi.

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