Es
gibt keinen vernfünftigen Grund für hohe Ölpreise, schreibt Ali Naimi, Saudi-Arabiens Minister für
Erdöl und mineralissche Ressourcen in einem Artikel („Saudi Arabia will act to lower soaring oil prices“) in FT.
James Hamilton kann sich einen Grund durchaus
vorstellen, wie er in seinem Blog zum Ausdruck bringt:
wenn die Ölpreise niedriger wären, würde die Welt mehr konsumieren wollen als
gegenwärtig hergestellt wird.
In
der Abbildung ist die gesamte weltweite Ölproduktion in den letzten Jahrzehnten
zu sehen. Nach einem rasanten Zuwachs in den früheren Jahren trifft die
Produktion auf eine holprige Plateau. Im November 2007, d.h. kurz vor dem
Ausbruch der Rezession in den USA, wurde weltweit 84,9 Mio. Barrel Öl pro Tag hergestellt, etwas weniger als im
Frühjahr 2005.
Obwohl
die Produktion stagnierte, setzte die Nachfragekurve die Verschiebung fort, mit
dem weitweiten BIP-Wachstum von 5,3% 2006 und 5,4% 2007, beschreibt Hamilton.
Der
Konsum von Erdöl betrug allein in China 800‘000 Barrel mehr pro
Tag im Jahr 2007 als im Jahr 2005. Das bedeutet, dass der Rest der Welt den Verbrauch
über diesen Zeitraum verringert hat.
Erdölproduktion
(weltweit), Graph: Prof. James Hamilton
Das
Wachstum der Ölproduktion hat sich nach der Rezession jedoch wiederaufgenommen:
Ölproduktion ist 2010 im Vergleich
zum Vorjahr um 2,8% gestiegen. Aber das weltweite BIP hat im selben Jahr um
5,1% zugenommen, was nahelegt, dass die Nachfrage wieder schneller als das
Angebot gewachsen ist, erklärt der an der University
of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.
Und
die Ölproduktion ist im Jahr 2011
wieder auf Schwierigkeiten gestosssen, in erster Linie aufgrund der Störungen
in Libyen. Die Produktion hat sich in Libyen seither wieder erhöht, wobei
einige Marktbeobachter mit einer Produktion von 1,4 Mio. Barrel pro Tag im
April rechnen.
Wie
viel BIP-Wachstum weltweit hätten wir im letzten Jahrzehnt in Bezug auf einen
Anstieg der nachgefragten Menge nach Öl erwartet, wenn die Käufer mit keinem
Preisanstieg konfrontiert worden wären? Das ist die Frage, die Hamilton aufwirft. Die Antwort
lässt sich berechnen, wenn wir wüssten, wie die Einkommenselastizität der
Nachfrage ist, welche den prozentualen Anstieg der Nachfrage misst, die sich
aus einem 1%igen Anstieg des Einkommens ergibt.
In
einer Studie („The Asymmetric Effects of Changes in Price and Income on Energy and Oil
Demand“) kommen Prof. Dermot Gately
und Prof. Hillard Huntington 2001
zum Schluss, dass die Einkommenselastizität im Durchschnitt 0,55 für 25
OECD-Länder (1971-1997) beträgt. Aber für die Schwellenländer und die
Erdöl-exportierenden Länder (die ja für das Meiste des globalen BIP-Wachstums
in den vergangenen 10 Jahren verantwortlich sind) beläuft sich die
Einkommenselastizität auf 1,1 bis 1,2.
Erdölproduktion
(weltweit) aktuell versus erwartet, Graph:
Prof. James Hamilton
In
dieser Abbildung wird die weltweite Ölproduktion dargelegt: Die blaue Kurve
erpräsentiert die weltweite Ölproduktion und die rote Kurve zeigt die erwartete
Ölproduktion, was die Nachfrage gewesen wäre, wenn die Ölpreise in den
vergangenen 10 Jahren nicht gestiegen wären. Und mit der Annahme, dass die
Einkommenselastizität weltweit 0,75 beträgt.
Der
Grund, warum die aktuelle Menge, die verbraucht wird, heute auf der blauen
Linie liegt als auf der roten Linie, ist, dass der Preis heute nicht derselbe
ist wie 2002.
Fazit: Die Frage ist also nicht,
ob es einen vernünftigen Grund für höhere Ölpreise gibt, sondern ob es einen
vernünftigen Grund gibt, dass die Welt nicht 100 Mio. Barrel am Tag
produziert, fasst Prof. Hamilton zusammen. Und wenn jemand die Antwort auf
diese Frage kennt, dann ist es der saudische Ölminister Ali Naimi.
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