Paul Krugman befasst sich in seinem Blog in einem lesenswerten Beitrag mit den aktuellen Diskussionen über die Wirtschaftspolitik und den Grundsätzen seit der Grossen Rezession (Great Recession).
Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor betrachtet das Ganze als eine anhaltende Quelle der Offenbarung. Es gibt nämlich US-Notenbankpräsidenten und Ökonomen mit Doktortitel von guten Schulen, die Ansichten propagieren, die offensichtlich als Trugschlüsse gelten, zumindest für diejenigen, die über das Thema etwas nachdenken.
Ein jüngstes Beispiel ist James Bullard. Der Präsident der Fed St. Louis vertritt die Ansicht, dass das Platzen der Immobilienblase das US-Produktionspotenzial (potential output) permanent reduziert habe.
„Eine bessere Interpretation der Entwicklung des realen US-BIP in den vergangenen 5 Jahren dürfte sein, dass die Wirtschaft durch einen permanenten, einmaligen Schock für Wohlstand unterbrochen ist. Insbesondere ist der wahrgenomme Wert der amerikanischen Immobilien im Wesentlichen nach 2006 mit einem Rückgang der Immobilienpreise um 30% gesunken. Dies hat Billionen von Dollars an Reichtum des Landes abrasiert. Da nicht erwartet wird, dass die Immobilienpreise sich in nächster Zeit auf den bisherigen Spitzenwert erholen, ist der Wohlstand nun für jetzt dahin. Dies hat den privaten Verbrauch und den Output reduziert. Und tiefere Niveaus von Produktion haben eine spürbare Störung am US-Arbeitsmarkt verursacht“.
(meine freie Übersetzung).
Wow! Welch‘ Irrtum!
Eine Verwechslung von Angebot und Nachfrage, wo die Leute sagen, Ausgaben wurden durch die Blase angetrieben, so dass das BIP, das betrachtet wird, grösser ist als das Potenzial.
Das ist ein Missverständnis, weil das potenzielle BIP ein Mass dafür ist, wie viel eine Wirtschaft produzieren kann, nicht wie viel die Leute ausgeben wollen. Aber Bullard geht weiter, und scheint zu sagen, dass ein Rückgang der Preise für Vermögenswerte ein Zerstörung der Produktionskapazität darstellt.
Wie bitte?
Krugman deutet auf David Andolfatto hin, der diese Ansicht zu billigen scheint. Und auch Tyler Cowen bekundet Sympathie dafür.
Was ist da los?
Kapitalgewinne werden nicht zum BIP gezählt, erklärt Krugman. Die unmittelbare Wirkung einer platzenden Spekulationsblase gemessen am Output ist gleich Null. Ebenso wenig wird ein Rückgang der Preise für Vermögenswerte als ein Rückgang im Kapitalstock gezählt, was sich im Grunde genommen in physikalischen Begriffen messen lässt.
Worüber reden also diese Herren?
Die Idee ist vielleicht, dass das Platzen der Blase die Nachfrage verringert und daher zu einer niedrigeren Produktion führt. Aber an diesem Punkt befindet man sich in einer keynesianischen Welt der mangelhaften Nachfrage. Und man sollte darüber reden, wie die Produktionslücke (output gap) zu schliessen ist, sie nicht als eine Tatsache des Lebens akzeptieren, hebt Krugman hervor.
Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises, der darüber gründlich nachdenkt, liefert die folgenden Gedanken: Angenommen wir haben eine Reihe von Landwirten, deren Land aus irgendeinem Grund zum Objekt einer spekulativen Blase wird. Das heisst, dass die Preise für eine Weile durch die Decke schiessen. Dann fallen die Preise zusammen. Warum sollte dies die Fähigkeit der Landwirte beeinträchtigen, Mais anzubauen? (Abgesehen davon, dass die Kredit-Kanäle möglicherweise beeinträchtigt werden dürften. Aber es sollte wieder behoben werden können. Das heisst, etwas, worauf man sich konzentieren sollte, zu beheben, und nicht als Quelle des Fatalismus betrachten sollte).
Und das ist in der Tat kein hypothetisches Beispiel. Hier ist die Abbildung, die die Preise von Ackerland in den USA zeigt.
Ackerland Preise (USA), Graph: Prof. Paul Krugman
Und hier ist die Abbildung für die Produktion der US-Landwirte während der Blase in den 1970er Jahren und danach:
Ackerland Produktion (USA), Graph: Prof. Paul Krugman
Es ist nach dem Platzen der Spekulationsblase keine dauerhafte Verringerung der landwirtschaftlichen Produktion festzustellen.
Bemerkung: Das Gefälle im Jahr 1983 in der Abbildung ist auf eine schreckliche Dürre zurückzuführen, was eine Art von Dingen darstellt, die das Produktionspotenzial reduzieren kann.
Fazit: Krugman entlarvt die oben zitierten Ökonomen, wie sie den Unterschied zwischen Preisen für Vermögenswerte und die Produktionskapazität verwechseln. Welche Hoffnung kann man vor diesem Hintergrund für die eine vernünftige Diskussion über die Wirtschaftspolitik hegen? Es ist traurig.
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