Montag, 13. Februar 2012

Konservative wollen zum Goldstandard zurück

Newt Gingrich sagt laut MarketWatch, dass er, wenn zum US-Präsidenten gewählt würde, James Grant ernennen würde, einen Ausschuss zusammenzustellen, um eine mögliche Rückkehr zum Goldstandard vorzubereiten.

Und Ron Paul sagt, dass auch er, wenn er zum Präsidenten gewählt würde, Grant, einen der bekanntesten Gold-Bugs der Wall Street, zum neuen Vorsitzenden der Fed machen würde.

James Grant würde wahrscheinlich die politischen Entscheidungsträger über die Art von Dingen unterrichten, die er 2010 in einem Artikel in NYT zum Ausdruck gebracht hatte:

„Der klassische Goldstandard, der von 1880 bis 1914 bestand, ist das, was die Welt jetzt braucht. In seinen Vorteilen, Wirtschaftlichkeit und Eleganz gab es nie ein monetäres System wie der Goldstandard“.

James Hamilton erläutert in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog, wieso er damit nicht einverstanden ist.

Die nachstehende Abbildung zeigt das Verhalten der kurzfristigen Zinsen von 1857 bis 1937 in den USA. In grossen Teilen dieser Zeitspanne hielten die USA einen festen Dollar-Preis für eine Unze Gold aufrecht. Und vor 1913 (angezeigt durch eine vertikale Linie auf der Grafik) gab es keine Federal Reserve System. 

Die Vor-Fed-Ära war durch häufige Perioden wie die Panik von 1857, die Panik von 1873, die Panik von 1893, die Panik von 1896 und die Panik von 1907gekennzeichnet, wo selbst die sichersten Kreditnehmer sich plötzlich genötigt sahen, einen sehr hohen Zinssatz zu zahlen.


US kurzfristige Zinsen (monatlich), 1857-1937, gemessen an kurzfristigen Commercial Papers, New York City, Graph: Prof. James Hamilton

PS: Die vertikale Linie zeigt die Einrichtung der Federal Reserve im Jahr 1913


Diese Ereignisse waren mit erheblichen finanziellen Ausfällen und Kontraktion von Unternehmen verbunden. Nach der Gründung der Federal Reserve (Fed) wurden die US kurzfristigen Zinsen wesentlich stabilier und zeigten keine dieser plötzlichen Zacken-Entwicklungen, die sonst so häufig vorkamen, erklärt Hamilton.

Die Paniks, die vor der Einrichtung der Fed stattfanden, gingen mit langen Kontraktionen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität einher, die die NBER-Daten für Rezessionen wie unten in der Abbildung zeigen, obwohl es natürlich auch nach der Gründung der Fed im Jahr 1913 Rezessionen gab, neigten diese dazu, weniger häufig und kürzer in Bezug auf die Dauer anzufallen.


US kurzfristige Zinsen (monatlich), 1857-1937, gemessen an kurzfristigen Commercial Papers, New York City, eingezeichnet mit Rezessionen (grau schattiert), Graph: Prof. James Hamilton

PS: Die vertikale Linie zeigt die Einrichtung der Federal Reserve im Jahr 1913

Trotzdem ist einer der schlimmsten wirtschaftlichen Einbrüche in der Geschichte Amerikas auf Feds Wache in Form von Great Depression von 1929-1933 passiert. Es gilt aber zu betonen, dass die USA sich in dieser Zeitperiode immer noch im Goldstandard befanden, mit dem festen Goldpreis bei 20,67$ pro Unze.

Eines der Probleme mit dem Goldstandard ist, dass es, wenn der reale Wert des Goldes sich verändert (wie es die ganze Zeit passiert) und der Dollar-Preis pro Unze fixiert ist (wie es unter einem Goldstandard per Definition sein muss), bedeutet, dass die Dollar-Preise sich in Reaktion auf alles, was am Goldmarkt geschieht, anpassen müssen. Angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Turbulenzen in den späten 1920er Jahren und den frühen 1930er Jahren gab es einen grossen Anstieg des relativen Goldpreises, legt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Zum Beispiel hat ein Landwirt ein wenig mehr als hundert Pfund Baumwolle liefern müssen, um eine Unze Gold im Jahr 1929 zu kaufen. 1932 hat der Landwirt mehr als dreimal so viel Baumwolle liefern müssen, um die gleiche Unze Gold zu bekommen. Während 18 Scheffel Weizen ausreichten, um eine Unze Gold im Jahr 1929 zu kaufen, hat der Landwirt im Jahre 1932 mehr als doppelt so viel Weizen abgeben müssen, um die gleiche Menge an Gold zu bekommen.

Da der Goldpreis zwischen 1929 und 1932 in Dollar fixiert wurde, bedeutete es, dass man drei Mal so viele Pfund Baumwolle oder zwei Mal so viele Scheffel Weizen produzieren müsste, um einen Dollar im Jahr 1932 zu verdienen, als dass es im Jahr 1929 nötig war.

Und diese Veränderungen, gemessen im Dollar Wert der realen Güter, die die Menschen hergestellt hatten, bedeuteten eine zusätzliche Belastung für die Landwirte, die sich in Dollar verschuldet hatten, was wiederum einen zusätzlichen Druck auf die Dollar-Löhne der Arbeiter ausübte.

Die Kosten des Goldes in Bezug auf viele andere Güter stiegen um weniger als es in Bezug auf die Rohstoffe wie Baumwolle und Weizen der Fall war. Aber das Gleiche ist im Grossen und Ganzen in Bezug auf alle Waren und Dienstleistungen in der gesamten Wirtschaft passiert, legt Hamilton dar.

Insbesondere ist der gesamte US-Verbraucherpreisindex zwischen 1929 und 1933 um etwa 25% gefallen oder anders ausgedrückt, man müsste 1933 rund 25% mehr von irgendetwas real (Pfund Baumwolle, Scheffel Weizen usw.) abgeben, um eine Unze Gold zu bekommen. Die Deflation war sicherlich eine Kraft, die die wirtschaftliche Kontraktion verschärft hat.

Ein weiteres Indiz dafür, dass der Goldstandard und die damit verbundene Deflation die Probleme verschlechtert hatten, war die Tatsache, dass die Erholung der US-Wirtschaft mehr oder weniger sofort nach der Abschaffung der Konvertibilität des Dollar in Gold im Jahr 1933 begann, als der Goldpreis auf 20,67$ lag.

Die 14 Länder, die beschlossen hatten, den Goldstandard zwei Jahre früher als die USA abzuschaffen, begannen, sich 1932 zu erholen, hält Hamilton fest.
Die Länder, die im Goldstandard geblieben sind, erlebten einen Rückgang der Produktion im Durchschnitt um 15% im Jahr 1932.

Die Erholung der US-Wirtschaft hat nach der Abschaffung des Goldstandard im Jahr 1933 begonnen, die Erholung der italienischen Wirtschaft im Jahre 1934 und die der belgischen Wirtschaft erst nach 1935. Die drei Länder (Frankreich, Niederlande und Polen), die am Goldstandard bis Ende 1936 festhielten, standen einem Rückgang der Industrieproduktion um 6% im Jahr 1935 gegenüber, während der Rest der Welt ein solides Wirtschaftswachstum erfahren hat. 

Fazit: Wie kann man heute die Fed abschaffen und zum Goldstandard zurückkehren wollen?

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