Dienstag, 21. Februar 2012

Overton Fenster im Kontext mit Sparpolitik

Paul Krugman nimmt öfters kein Blatt vor den Mund, wenn es um offensichtlich krasse Übertretungen von Grundsätzen der Volkswirtschaftslehre geht.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises setzt sich seit einigen Wochen damit auseinander, wie töricht und zerstörerisch dumme vernichtende Ideen sind, die darauf hinauslaufen, wider besseren Wissens mitten in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft am Abbau von Haushaltsdefizit festzuhalten.

Soll aber Krugman darauf verzichten, wie Karl Smith in seinem Blog andeutet, und stattdessen den Verfechtern dieser Ansätze einen gesichtswahrenden Abgang gewähren?

Chris Dillow (via Mark Thoma) erklärt in seinem Blog, warum es falsch wäre. Dillow legt dar, dass die Labour Party mit einer unglaublichen Lahmheit auf die wilden Sparmassnahmen (fiscal austerity) der Cameron Regierung reagiere, auch wenn die Sparpolitik kläglich versagt hat, weil es Cameron erlaubt, das Overton Fenster (Overton Window) zu verschieben, sodass dadurch nur unterschiedliche Schritte des rigorosen Sparkurses als „verantwortlich“ wahrgenommen werden.

Krugman versucht daher nach eigenen Worten, das Fenster zurückzuschieben, indem er einerseits Keynes  verteidigt und andererseits die gescheiterten Ideen in Bezug auf die Fiscal Austerity verspottet, wo Spott fällig wird.

PS:

Was heisst Overton Window?

Es ist ein Begriff aus der politischen Theorie, der ein „Fenster“ im Rahmen der Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Ideen im öffentlichen Diskurs beschreibt, und zwar in einem Spektrum von allen möglichen Optionen mit Bezug auf ein bestimmtes Thema.

Das Fenster enthält demnach eine Reihe von politischen Ansätzen, die im gegenwärtigen Umfeld der öffentlichen Meinung als politisch akzeptabel betrachtet werden, welche ein Politiker empfehlen kann, ohne als zu extrem oder ausserhalb des Mainstreams zu gelten, um auf diese Weise ein öffentliches Amt zu gewinnen oder beizubehalten.

Bewegt sich das Fenster, können Ideen entsprechend mehr oder weniger politisch akzeptabel werden. Die Stufen der Akzeptanz der öffentlichen Ideen lassen sich grob als „undenkbar, radikal, akzeptabel, sinnvoll usw.“ beschreiben.

Das Overton Window ist also ein Instrument zur Veranschaulichung von Ideen, die eine Reihe von Akzeptanz definieren. Die Befürworter der Politik ausserhalb des Fensters versuchen hingegen, die Öffentlichkeit zu überreden, dass sich das Fenster „bewegt“. 

Mark Thoma liefert dazu in seinem Blog mehr Konkretes, wie das Zentrum der politischen Debatte verschoben wird.

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