Laut Michael Kinsley ist es ein Fauxpas, wenn ein Politiker aus Versehen die Wahrheit sagt, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Romney’s Economic Closet“) in NYT.
Das ist genau das, was am Dienstag passiert ist. Mitt Romney hat nämlich in einer Rede in Michigan auf eine Frage über den Abbau des Haushaltsdefizits geistesabwesend etwas ganz Vernünftiges gesagt: „Wenn Sie die Ausgaben kürzen, wird sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen“.
Romney glaubt also daran, dass die Kürzung der Staatsausgaben auf dem Wachstum lastet, wenn alles andere unverändert bleibt.
Die Polizei der rechten Ideologie war, wie vorauszusehen war, entsetzt, hebt Krugman hervor. Und ein Sprecher von Romney hat versucht, die Bemerkung rückgängig zu machen. Aber Romney ist fast sicher ein geheimer Keynesianer.
Woher wissen wir das? Nun, während sein Verständnis von der Welt manchmal wackeling zu sein scheint, muss er über die verwüstende Sparpolitik in Griechenland, Irland und anderswo Bescheid wissen, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar.
Darüber hinaus wissen wir, an wen er sich wendet, um sich wirtschaftlich beraten zu lassen: Glenn Hubbard und Greg Mankiw. Während die beiden Männer treue Handlanger der Republikaner sind, haben beide auch lange Track Records als professionelle Ökonomen. Und was die Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte betrifft, glaubt keiner der beiden an eine der Propositionen, die zum Lackmus-Test für die Möchte-gern-Präsidentschaftskandidaten der GOP geworden sind, erläutert Krugman.
Angesichts seiner Berater scheint es sicher zu sein, anzunehmen, dass, was Romney am Dienstag herausplatzte, seine realen wirtschaftlichen Überzeugungen widerspiegele, im Gegensatz zu dem, was die republikanische Basis hören will. Und darin liegt der Grund, warum Romney so wirkt, wie er es tut, weshalb er eine fast pathologische unehrliche Kampagne führt, beschreibt Krugman.
Was diese Diagnose schon besagt, ist natürlich, dass die vielen Menschen auf der rechten Seite des politischen Spektrums, die Romney nicht vertrauen, mit ihrem Verdacht richtig liegen. Er spielt eine Rolle und es ist nur eine Vermutung, was unter der Maske steckt, schildert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Sollten sich also diejenige, die den Glauben der Rechten nicht teilen, durch die Anzeichen sich trösten lassen, dass Romney an nichts glaubt, was er sagt? Sollten wir v.a. davon aussgehen, dass, sobald er gewählt wird, tatsächlich vernünftige Wirtschaftspolitik verfolgen würde? Ach, nein, unterstreicht Krugman.
Der Zynismus und der Mangel an Zivilcourage, die in der Wahlkampagne so offensichtlich wurden, würden nicht plötzlich verschwinden. Wenn er sich nicht traut, dem ökonomischen Unsinn jetzt nicht zuzustimmen, warum sollen wir uns vorstellen, dass er bereit wäre, den Unsinn später in Frage zu stellen? Und wenn Romney gewählt werden sollte, würde er von genau den Leuten, die er heute verzweifelt versucht, zu besänftigen, beobachtet werden wie ein Falke nach den Anzeichen der Abtrünnigkeit Ausschau hält.
Die Wahrheit ist, dass Romney sich auf Unaufrichtigkeit so festgelegt hat, dass keine Seite ihm trauen kann, dass er das Richtige tut.
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