Sonntag, 5. Februar 2012

Politische Agenda und 1 Prozent versus 20 Prozent

David Brooks macht in einem Artikel („The Great Divorce“) in NYT auf die Kluft zwischen Top 20 and Bottom 30 aufmerksam, worauf es seiner Ansicht nach ankomme, nicht also auf die Kluft zwischen Top 1 und allen anderen.

Was bedeutet es aber in diesem Zusammenhang, wenn jemand behauptet, dass es auf den Aufstieg des Top 1% nicht ankommt?

Wenn eine Person (wie z.B. Brooks) also damit meinen will, dass es gemessen nach der Menge (quantitativ), also Dollars und Cents nicht relevant ist, liegt sie falsch.

Der CBO-Bericht bestätigt, was unabhängige Studien vorlegen: der Aufstieg des obersten 1 Prozent verschlingt einen grossen Anteil (fast die Hälfte) des wirtschaftlichen Wachstums, was allen anderen nur einen vielen kleineren Kuchen übriglässt, erklärt Paul Krugman in seinem Blog.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hegt in dieser Debatte für Larry Mishel Sympathien. Brooks Aussagen über die Einkommensentwicklung und –Kluft sind einfach falsch.

Das CBO berechnet den Gini-Index, eine Masseinheit für die gesamte Ungleichheit, sowohl mit als auch ohne Top 1%.


Gini Index (USA) mit (die blaue Kurve) und ohne (die rote Kurve) Top 1 Prozent, Graph: Prof. Paul Krugman


Die Abbildung besagt, dass die Ungleichheit insgesamt um 0,11 gestiegen ist, nicht nur um 0,06, wenn man Top 1% ausschliesst. Demnach hat (zugegebenerweise eine unvollkommene Masseinheit) rund 45% der Angelegenheit mit dem Aufstieg des Top 1 zu tun.

Worum geht es? David Brooks befasst sich mit Details nicht. Er redet stattdessen von einer sozialen Kluft (social gap).

Es ist aber so, dass die Kinder der Mittelschicht und der Elite ehelich geboren sein mögen, aber es gibt andere Wege, wo die Elite, mehr und mehr, in einem anderen Universum lebt, erläutert Krugman. Das Hauptargument ist hier, dass soziale Sitten nicht auf der politischen Agenda stehen, sondern Steuern und Staatsausgaben.

Wie unterscheiden sich aber die Parteien voneinander?

Es hat mit „Top 1 versus alle anderen“ zu tun. Die GOP will die Steuern auf Kapitalgewinne und für die oberste Steuerklasse senken. Das sind Themen, die für die Amerikaner an der 95. Perzentile nichts bedeuten. Die GOP will Medicare (staatlicher Gesundheitsdienst für Rentner) privatisieren, was eine Menge Unsicherheit selbst bei der oberen Mittelschicht auslösen, aber die wirklich Reichen überhaupt nicht treffen würde.

Mit anderen Worten dient die tatsächliche politische Agenda der amerikanischen Konservativen den Interessen von Mitt Romney, nicht den Bobos, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Die Versuche, die unternommen werden, um die Diskussion über das 1 Prozent niederzubrüllen, sind laut Krugman zum grossen Teil dafür da, die Aufmerksamkeit von dieser Tatsache abzulenken.

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