Dienstag, 7. Februar 2012

Euro-Krise verstärkt Deflationsgefahr in der Schweiz

Die Schweizer Wirtschaft, die stark mit der Eurozone verflochten ist, leidet unter sinkenden Preisen.

Die Inflationsrate bewegt sich in der Schweiz seit Oktober 2011 im negativen Bereich und ist seither weiter gefallen.

Die deflationäre Entwicklung macht sich auch bei den Geldmarkt-Auktionen bemerkbar.

Auf der heute stattfindenden Versteigerung für Geldmarkt-Papiere mit 3 Monaten Laufzeit (10. Mai 2012) hat sich erneut eine negative Rendite ergeben, wie zuletzt am 1. Februar dieses Jahres.

Der Bund hat Banken zu einem Zinssatz von Minus 0,099% ein kurzfristiges Papier in Höhe von 1‘414 Mio Franken zugeteilt. Gebote beliefen sich insgesamt auf 4‘908 Mio. Franken.

Ein wesentlicher Faktor für die sich ausweitende Deflation ist die starke Landeswährung. Internationale Anleger suchen infolge der Eurokrise nach einem sicheren Hafen und flüchten in den Schweizer Franken.


Schweizer Geldmarktzinsen, Graph: SIX Swiss Exchange

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) handelt richtig, indem sie an unkonventionellen Massnahmen, die sie seit dem Anfang der Krise ergriffen hat, nach wie vor festhält. Denn die Destabiliserung des Euro erhöht den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zusätzlich.

Die von Merkel und Sarkozy auf Biegen und Brechen durchgedrückte Sparpolitik (fiscal austerity) ist angesichts der depressiven Wirtschaft in der Eurozone eine fatale Wirtschaftspolitik. Die volkswirtschaftlichen Kosten schiessen daher über den gleichgewichtigen Wechselkurs hinaus. Eine übermässige Aufwertung des Frankens verstärkt dann deflationäre Tendenzen in der Schweiz.

Da die expansive Sparpolitik (expansionary austerity) in der Eurozone die Wachstumsaussichten belastet, wird auch die Schweiz wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit der EU mit negativen Folgen konfrontiert. Schliesslich macht der Anteil der Exporte in der Schweiz rund 50% der Wirtschaftsleistung (BIP) aus.

Die Konjunktur hat sich in der Schweiz im dritten Quartal 2011 markant verlangsamt. Insbesondere gingen die Ausfuhren deutlich zurück. Die Arbeitslosigkeit steigt seit drei Monaten. Die SNB will angesichts dieses schwierigen Umfelds den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro unverändert mit aller Entschlossenheit verteidigen, wie Thomas Jordan, SNB-Vizepräsident heute in einem Referat in Genf hervorgehoben  hat. Die SNB ist entschlossen, falls nötig, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

PS: Die SNB hat Anfang September einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro festgehalten. 

Wertet sich der Franken weiter auf, werden die Importe billiger. Die Entwicklung hat zur Folge, dass die Konsumenten und Unternehmen einen anhaltenden Rückgang der Preise erwarten. Damit geht die Gefahr einher, dass vermehrt Geld (cash) gehortet wird. Gleichzeitig gehen auch die Investitionstätigkeiten zurück. Der Rückgang der Ausfuhren führt mit tieferen Konsumausgaben und Investitionen zu einer Abnahme der Wirtschaftsleistung (BIP) und damit zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

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