„Die
Euro-Krise wird in Spanien entschieden“, schreibt Wolfgang Münchau in einem lesenswerten Artikel in Der Spiegel.
Griechenland
hat mit dem Haushalt geschummelt und sich den Bankrott eingeholt. Spanien
hingegen hat mit einer „unverantwortlichen Haushaltspolitik“ nichts zu tun. Und
Madrid hat im Gegensatz zu Berlin „nie den Stabilitätspakt gebrochen“, hebt
Münchau hervor. In der Tat hat Spanien sogar noch geringere Staatsschulden als
Deutschland. Deutschland hat das gemeinsam festgelegte Inflationsziel jahrelang
durch Lohndumping unterlaufen.
Die
deutsche Boulevard-Presse und einige Politiker waren über Griechenland
hergefallen. In Sachen Spanien hört man aus Brüssel, dass die „EU Spanien dazu
drängt, einen Kredit unter dem neuen ESM aufzunehmen“, wie der Autor des
lesenswerten Buches Makro Strategien festhält.
„Spanien
braucht mind. 100 Mrd. Euro, um seine
maroden Banken zu sanieren“. Die Banken aus Deutschland, den Niederlanden und Finnland
hatten die Erlöse aus dem Handelsbilanzüberschuss jahrelang im Süden angelegt und die Blase an den
Immobilienmärkten direkt und indirekt finanziert. Und „die spanischen Banken
und Bausparkassen sind in diesem Prozess enorme Risiken eingegangen“, erklärt
Münchau.
In
Spanien zeichnet sich nun eine Depression
ab. Und die erzwungene Haushaltskonsolidierung schiebt das Land in einen der
klassischen ökonomischen Teufelskreise. Private Haushalte, Unternehmen und
Banken sind hoch verschuldet. Wenn auch der Staat zugleich sparen muss, wo soll
das Wachstum herkommen?
Wenn
der neue Schutzmechanismus in der Eurozone nun wie die Europäische Kommission
und die OECD vorschlagen, verdoppelt
werden soll, ergibt sich daraus, wenn man auch die Beiträge des IWF mitrechnet,
eine Summe von 1‘500 Mrd. Euro.
Bei
einer solchen Grössenordnung kann man laut Münchau nicht mehr von einem
klassischen Rettungsprogramm reden, sondern von einer Vergemeinschaftung der Schulden. Das heisst: eine gemeinsame
Haftung für die Schulden in der Euro-Zone.
Dies
würde am Ende (1) die Einführung von Euro-Bonds durch die Hintertür
bedeuten und (2) unterstreichen, dass „der von Deutschland durchgeboxte
Fiskalpakt„ die Rezession verschlimmert, und damit "genau das Gegenteil des
beabsichtigten Effekts erreicht".
PS:
Auch
Adam Posen schlägt in einem gestern
gehaltenen Vortrag („Why is their recovery better than ours?“. Even though neither is good
enough“) in dieselbe Kerbe. Der amerikanische Ökonom im Dienste der
britischen Zentralbank (BoE) beschäftigt sich mit der Frage, warum die wirtschaftliche
Entwicklung in Grossbritannien hinter der amerikanischen verbleibt. Das Ergebnis seiner umsichtigen und sorgfältigen Analyse lautet:“ it’s the austerity,
stupid!“.
1 Kommentar:
http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/7324/die-wahre-bombe-liegt-in-spanien/
"Bundeskanzlerin Merkel und ihre Kollegen sind offenbar gewillt, ein empirisches Experiment durchzuführen: Was geschieht, wenn ein Land mit einer maroden Bankenlandschaft und einem überschuldeten Privatsektor, der mitten in einem mehrjährigen Deleveraging-Prozess steckt, in eine Depression gedrückt wird? Wir werden es sehen. Es wird brutal werden."
www.facebook.com/Fiskalpakt
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