Freitag, 17. Juni 2011

Eigenkapitalanforderungen vs. faule Argumente der Banken

Anat Admati veröffentlicht nach der Lektüre von Jamie Dimons Brief an die Aktionäre einen offenen Brief an den Vorstand von JPMorgan Chase.

Sie schreibt, wie sie selbst betont, zu fordern, dass der Vorstand JPMorgans seine Handlungen im Zusammenhang mit Eigenkapitalregulierung überdenkt. Diese Aktionen sind sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch für die JPMorgan fehlgeleitet, bemerkt die an der Standford University lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Die wirtschaftlichen Schmerzen aus der Finanzkrise waren erheblich und sie sind immer noch zu spüren. Eine wesentliche Ursache der Krise war der übermässige Fremdkapitaleinsatz (leverage) und die riskanten Investitionen von vielen Finanzinstituten. Die daraus resultierende Not der grossen Institutionen war für die Wirtschaft extrem teuer und störend.

Die Verbindlichkeiten umfassen rechtsverbindliche Zusagen. Die Aktionäre hingegen haben keine Ansprüche erhoben. Aber sie sind anspruchsberechtigt für das, was nach der Tilgung der Schulden übrig bleibt. Ein Wertverfall der Aktiva der Bank kann zu Schwierigkeiten führen, Schuldverpflichtungen nachzukommen. Je mehr Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital, d.h., je höher der Leverage, desto wahrscheinlicher ist es, dass es passiert, erklärt Admati.

Ein hoher Verschuldungsgrad macht das Finanzsystem anfällig. Die Not einer Institution kann schwerwiegende Folgen für das gesamte System entfalten, wodurch der Markt erstarrt und die Kreditvergabe schrumpft.

Die Anforderung an die Banken, mit einem deutlich reduzierten Hebel und mit deutlich mehr Eigenkapital zu arbeiten, um die Investitionen über die derzeitige Regulierung hinaus zu finanzieren, ist wahrscheinlich der einfachste und kostengünstigste Ansatz zur Verbesserung des Allgemeinzustands des Finanzsystems und zur Verhinderung der künftigen Krisen, legt Admati dar.
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Mr. Dimon behauptet, dass höhere Eigenkapitalanforderungen JPMorgans Kosten erhöhen würden. Seine Argumentation ist aber fehlerhaft, schreibt Admati weiter.

Es ist wichtig, zwischen Kapital- und Liquiditätsanforderungen zu unterscheiden. Kapitalanforderungen haben damit nichts zu tun, was die Banken „halten“ sollen. Es geht nicht um eine Beauftragung, dass die Banken passiv „beiseite legen“, oder „Reserven“ zur Finanzierung „halten“, indem sie sie nicht für produktive Zwecke verwenden. Investitionen von Banken werden durch Kapitalanforderungen nicht eingeschränkt. Die Kapitalanforderungen beziehen sich nur darauf, wie die Banken sich finanzieren.

Es sind Anleger, nicht die Banken, die Fremd- und Eigenkapital (das sog. „Kapital“) Ansprüche haben, die die Banken ausgeben. Die Anforderungen im Hinblick auf die Liquidität hingegen schränken die Arten von Aktiva, die die Banken halten und sie können teuer sein. Kapital- und Liquiditätsanforderungen beziehen sich auf verschiedene Seiten der Bilanz.
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JPMorgans Refinanzierugskosten werden wahrscheinlich etwas steigen, wenn es den Verschuldungsgrad verringert, aber der Hauptgrund dafür ist, dass staatliche Subventionen Schulden attraktiver als Eigenkapital als Finanzierungsquelle machen. Erstens: Mit mehr Schulden lassen sich Steuern sparen, da die Zinszahlungen steuerlich absetzbar sind. Zweitens: Eine weitere Quelle für Subventionen für Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital ist die unterbewertete explizite und implizite Staatsgarantie. Solche Garantien erlauben JPMorgan zu Preisen Schulden aufzunehmen, die nicht das Risiko der Vermögenswerte vollständig widerspiegeln. Mr. Dimon argumentiert, dass JPMorgan von subventionierten Bürgschaften nicht profitiert, aber Ratingagenturen wie z.B. Moody’s betonen ausdrücklich, dass der Staat die Grossbanken, einschliesslich JPMorgan unterstützt.

Da hoher Verschuldungsgrad das systemische Risiko erhöht, ist die Subventionierung der Fremdkapitalaufnahme und Leverage paradox und verzerrend. Das ist vergleichbar mit Beihilfen für einen umweltbelastenden Input (hoher Leverage), wenn es sonst einen anderen teueren „sauberen“ Input (mehr Eigenkapital) gibt, um dasselbe Produkt (Finanzierung) herzustellen. Es macht keinen Sinn, um die Verschmutzung zu finanzieren, wenn es billige Alternativen gibt.

Professorin Admati deutet in ihrem öffentlichen Brief an den Vorstand von JPMorgan darauf hin, dass die Eigenkapitalanforderungen, zusätzlich zu all den gesellschaftlichen Nutzen, auch im Interesse der JPMorgan Aktionäre sind.

Der ganze Essay ist tief fundiert und überzeugend. Unbedingt lesenswert.

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